Schatz und Perle

Gottesdienst Christuskirche Zülpich
9. Sonntag n.Tr. (5.8.2007)
Predigttext: Mt 13,44-46
Prediger: Bernd Kehren

GLOCKENGELÄUT
MUSIKALISCHES VORSPIEL
BEGRÜSSUNG / ABKÜNDIGUNGEN [PresbyterIn]

WOCHENSPRUCH
Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man um so mehr fordern. Lukas 12,48

LIED 447,1-3+6+7 Lobet den Herren

ERÖFFNUNG

Pfr.:  Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen
des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes.
Gemeinde: Amen
Pfr.: Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat,
(der Bund und Treue hält ewiglich
und der nicht preisgibt das Werk seiner Hände.)
Pfr.: Der Herr sei mit euch!
Orgel und Gemeinde „Und mit deinem Geist.“

Am 9. Sonntag nach Trinitatis geht es im Gottesdienst darum wie viel Gott uns schenken will – und dass wir es auch ergreifen.
Der Psalm lobt Gott, der uns im Mutterleibe geschaffen hat.
In der Brieflesung hören wir auf Paulus, der merkt, dass das, was ihm früher wichtig war, nun ganz unwichtig geworden ist, weil er einen neuen Schatz gefunden hat.
Gott will ihm den Schatz schenken, darum will Paulus diesem Schaft nacheifern.
Im Evangelium hören wir die Geschichte von den Sklaven und den Talenten. Jeder hat ganz unterschiedliche Fähigkeiten, der eine mehr, der andere weniger.
Wer diese Fähigkeiten nutzt, gewinnt. Wer die Fähigkeiten brach liegen lässt, den bestraft die Geschichte.
Und der Predigttext schließlich appelliert an unseren Egoismus. Ihr findet einen unermesslichen Schatz. Jetzt grabt ihn auch aus und nehmt ihn für euch in Anspruch.
Gott will uns das Leben in seiner ganzen Fülle schenken.
Darum wünschen …

FRIEDENSGRUSS
Pfr.: … wir uns Frieden mit den Worten: „Der Friede Christi sei mit dir!“
Gemeinde „Der Friede Christi sei mit dir!“

EINGANGSPSALM EG 759.2 (= Ps 139,13-18.23.24)
Denn du hast meine Nieren bereitet
und hast mich gebildet im Mutterleibe.
Ich danke dir dafür, daß ich wunderbar gemacht bin;
wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.
Es war dir mein Gebein nicht verborgen,
als ich im Verborgenen gemacht wurde,
als ich gebildet wurde unten in der Erde.
Deine Augen sahen mich,
als ich noch nicht bereitet war,
und alle Tage waren in dein Buch geschrieben,
die noch werden sollten und von denen keiner da war.
Aber wie schwer sind für mich, Gott, deine Gedanken!
Wie ist ihre Summe so groß!
Wollte ich sie zählen, so wären sie mehr als der Sand:
Am Ende bin ich noch immer bei dir.
Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz;
prüfe mich und erkenne, wie ich’s meine.
Und sieh, ob ich auf bösem Wege bin,
und leite mich auf ewigem Wege.
Kommt, lasst uns anbeten:

Orgel und Gemeinde „Ehr‘ sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

SÜNDENBEKENNTNIS
Pfr.: Guter Gott, du hast die Welt geschaffen, damit wir darauf leben können. Guter Gott, du bist auf die Welt gekommen, damit wir spüren, wie nahe du uns bist, damit wir spüren, wie viel du uns schenken willst. Guter Gott, so oft lassen wir die Fülle deiner Gnade liegen,  zu oft sind wir mutlos und kraftlos und tun lieber gar nichts, um nichts falsch zu machen. All dies bringen wir in der Stille vor dich.
[STILLE]
Gott, wir brauchen deine Nähe, gib uns die Kraft, die richtigen Schritte zu tun. Macht uns Mut zum Glauben. „Kyrie eleison – Herr, erbarme dich.“

Orgel und Gemeinde Kyrie eleison. Herr erbarme dich. Christe eleison. Christe erbarme dich. Kyrie eleision. Herr, erbarm dich über uns.

GNADENZUSPRUCH
Pfr.: Guter Gott, auch wenn unsere Begabung nur klein sein mag: Du ermutigst uns zum Handeln. Und auch wenn es nur kleine Schritte sind, die wir gehen können, so lobst du uns, wenn wir sie gehen und sagst: Du warst im Kleinen zuverlässig, ich beauftrage dich nun mit einer großen Aufgabe. Du bist eine Freude für mich.

Orgel und Gemeinde „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen.“ Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmer mehr und rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende.

GEBET 
Pfr.: Schenkender Gott, in einer Welt, die gebaut ist auf Gewinn und Verlust, haben wir Angst, wir könnten verlieren. Mache uns Mut, dass wir mit dir rechnen. Gib uns Anteil an der Fülle deiner Gerechtigkeit, dass wir das Leben gewinnen durch Jesus Christus.
Orgel und Gemeinde „Amen“

Verkündigung und Bekenntnis

Brieflesung (Phil 3,7-11(12-14)

Presb.:  Wir hören die Epistel aus dem Brief des Paulus an die Gemeinde in Philippi:

7 Aber was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden erachtet. 8 Ja, ich erachte es noch alles für Schaden gegenüber der überschwänglichen Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn. Um seinetwillen ist mir das alles ein Schaden geworden, und ich erachte es für Dreck, damit ich Christus gewinne 9 und in ihm gefunden werde, dass ich nicht habe meine Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz kommt, sondern die durch den Glauben an Christus kommt, nämlich die Gerechtigkeit, die von Gott dem Glauben zugerechnet wird. 10 Ihn möchte ich erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden und so seinem Tode gleich gestaltet werden, 11 damit ich gelange zur Auferstehung von den Toten. 12 Nicht, dass ich’s schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich’s wohl ergreifen könnte, weil ich von Christus Jesus ergriffen bin. 13 Meine Brüder, ich schätze mich selbst noch nicht so ein, dass ich’s ergriffen habe. Eins aber sage ich: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, 14 und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.

Halleluja. Lass deiner sich freuen und fröhlich sein alle, die nach dir fragen; * und die dein Heil lieben, lass allewege sagen: Der HERR sei hoch gelobt! Psalm 40,17 Halleluja.
ORGEL & GEMEINDE „Halleluja, Halleluja, Halleluja“

LIED EG 272 Ich lobe meinen Gott

EVANGELIENLESUNG Mt 24,14-30
Pfr.: Aus dem Evangelium nach Matthäus

14 Die Welt Gottes solltet ihr auch mit der Geschichte von einem Mann vergleichen, der im Aufbruch zu einer Reise seine Sklaven rief und ihnen sein Vermögen zur Verwaltung übergab. 15 Dem einen gab er fünf Talente, dem nächsten zwei, dem dritten eins, jedem nach seiner Tüchtigkeit. Dann reiste er ab. 16 Sofort ging der mit den fünf Talenten los, machte mit ihnen Geschäfte und erwirtschaftete weitere fünf hinzu. 17 Ebenso erwirtschaftete der mit den zwei Talenten weitere zwei.  18 Der mit dem einen Talent ging los, grub ein Loch in die Erde und versteckte das Geld seines Besitzers. 19 Nach langer Zeit kommt der Besitzer dieser Sklaven und rechnet mit ihnen ab. 20 Der mit den fünf Talenten trat herzu und brachte weitere fünf mit den Worten: ‚Herr, du hast mir fünf Talente übergeben, hier sind die weiteren fünf, die ich erwirtschaftet habe.’ 21 Sein Besitzer sprach zu ihm: ‚Richtig gemacht, du guter und treuer Sklave. Du warst im Kleinen zuverlässig, ich beauftrage dich nun mit einer großen Aufgabe. Du bist eine Freude für deinen Besitzer. 22 Der mit den zwei Talenten trat herzu mit den Worten: ‚Hier sind die weiteren zwei, die ich erwirtschaftet habe.’ 23 Sein Besitzer sprach zu ihm: ‚Richtig gemacht, du guter und treuer Sklave. Du warst im Kleinen zuverlässig, ich beauftrage dich nun mit einer großen Aufgabe. Du bist eine Freude für deinen Besitzer.’ 24 Auch der mit dem einen Talent trat herzu und sprach: ‚Herr, ich wusste, dass du ein harter Mensch bist, der erntet, wo er nicht gesät hat, und einsammelt, was er nicht ausgeteilt hat. 25 Ich bin aus Furcht vor dir losgegangen und habe dein Talent in der Erde versteckt. Hier hast du dein Geld zurück.’ 26 Der Besitzer antwortete ihm: ‚Du böser und fauler Sklave, du wusstest also, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und einsammle, was ich nicht ausgeteilt habe? 27 Du hättest also mein Geld zur Bank bringen sollen. Dann könnte ich jetzt mein Eigentum mit Zinsen zurückbekommen. 28 Nehmt ihm das Talent weg und gebt es dem mit den zehn Talenten. 29 Die schon etwas haben, denen wird mehr gegeben, sogar bis zum Überfluss. Die nichts haben, denen wird das Wenige, das sie haben, noch weggenommen. 30 Werft diesen nutzlosen Sklaven in den finstersten Kerker. Dort wird er schreien und vor Todesangst mit den Zähnen knirschen.’

Pfr.: „Lob sei dir Christe!“
ORGEL & GEMEINDE „Lob sei dir, o Christe“

GLAUBENSBEKENNTNIS

LIED EG 497,1.3-9 Ich weiß, meinGott, dass all mein Tun

PREDIGT
„Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt ! Amen.“

Liebe Gemeinde, die Bibel steckt immer wieder voller Überraschungen.

Man kann Texte immer wieder lesen und denkt: Hm, soll da wirklich noch etwas stehen, was ich noch nicht weiß? Und dann plötzlich, lesen Sie ihn noch einmal, und sie merken, da steckt noch viel mehr und vielleicht sogar ganz anders drin, als man bisher gedacht hat.

So ist es mir mit dem Predigttext heute gegangen. Bei Matthäus 13,44-46 heißt es…

44 Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg; und in seiner Freude ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker. 45 Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte, 46 und als er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.

Zweimal wird etwas Wertvolles gefunden, das eine mal ein Schatz, das andere mal eine Perle. Und beide Male wird der Himmel damit verglichen. Was soll uns das nun sagen?

Es gibt mehrere Möglichkeiten:

Z.B.: Der Himmel ist so wertvoll, dass man dafür alles andere liegen lässt. Viele Menschen haben das auch so gemacht. Nur: Ich habe Frau und drei Kinder, wenn ich die liegen ließe, alles was ich habe verkaufe, und mich auf den Weg mache, vielleicht als Wanderprediger: Sie würden sagen: Herr Kehren, als Pfarrer sind Sie nicht glaubwürdig, wenn sie die Familie verlassen und uns von Gottes Liebe und seiner Familie erzählen.

Oder: Man hat aus den Gleichnissen das Ideal der Armut herausgelesen:  Der Bauer hat nichts mehr, er hat nur noch den Acker mit dem Schatz. Und der Händler hat alles für die Perle gegeben, nun schaut er sie innig an, bis er verhungert ist, weil er nichts anderes mehr im Sinn hat als diese Perle. Ist Jesus wirklich so weltfremd, dass er so etwas gemeint haben soll?

Martin Luther hat dazu festgehalten, dass man das Evangelium und das Himmelreich geschenkt bekommt, allein aus Gnade und dass man nichts dazu tun könne. Das ist in gewisser Weise auch richtig. Aber mir scheint, dass man da noch nicht genau genug hingesehen hat.

Beide Gleichnisse haben etwas Anrüchiges an sich.

Der Arbeiter könnte ja auch sagen: Chef, ich habe hier einen tollen Schatz gefunden, ich habe ihn schon mal ausgebuddelt, bitte bediene dich.

Und der Händler könnte ja sagen: Sagen Sie mal, wissen Sie eigentlich, was Sie da für ein seltenes Exemplar haben? Also an Ihrer Stelle würde ich diese Perle beiseite legen, da können Sie locker das Zehnfache für verlangen!

Das könnten die beiden so machen. Aber sie machen es anders. Beide Gleichnisse, die etwas über den Himmel aussagen wollen, predigen zunächst einmal eine ganz erhebliche Portion Egoismus.

Jesus sagt nicht einfach: Der Himmel ist ja ungeheuer wertvoll, erzählt mal den anderen davon, damit die es gut haben…

Jesus sagt: Der Himmel ist ungeheuer kostbar, seht zu, dass ihr davon genügend ab bekommt, schaut nicht so sehr auf die anderen, dass die etwas davon bekommen, sondern greift erst mal selber zu. Der Himmel ist für euch! Für jeden einzelnen. Lasst euch den nicht durch die Finger gleiten. Haltet ihn fest!

Schauen wir noch einmal ganz genau hin. Erst müssen wir noch einmal darüber nachdenken, was da genau geschieht.

Dieser Händler, ist das ein Händler oder ist das ein Sammler?

Was meinen Sie, warum der diese Perle unbedingt haben will, warum der unbedingt alles andere verkauft, nur um an diese Perle heranzukommen?

Sammler oder Händler?

Ich behaupte: Der war Händler und er blieb Händler. Der hat die Perle nicht gekauft, um von da an in Sack und Asche – aber mit einer tollen Perle – durch die Welt zu gehen.

Der wollte ein Geschäft machen.

Wenn ein Perlenhändler alles zusammen kratzt, um eine wertvolle Perle zu kaufen, dann doch deshalb, weil er sie mit Gewinn wieder verkaufen will!

Und der Ackerbauer mit seinem Schatz: Der wird doch nicht andächtig vor seinem Acker sitzen und darüber meditieren, wie toll das ist, dass er nun einen Acker hat, in dem ein toller Schatz vergraben ist. Der wird als allererstes den Schatz ausgraben, und nun zusehen, dass er damit etwas bewirkt. Erst einmal mit seiner Frau essen gehen, Menschen anstellen, die nun für ihn arbeiten und seinen Reichtum vermehren. So wie er früher für andere gearbeitet hat und damit deren Reichtum vermehrte.

Aber was sollen uns diese beiden Gleichnisse sagen? Was haben sie mit uns zu tun? Was hat der Himmel mit uns zu tun? Was können wir heute mitnehmen aus diesem Gottesdienst?
Wofür ist der Himmel gut?
Und was ist für uns der Himmel?
Und was hat beides miteinander zu tun?

Komische Frage: Wofür ist der Himmel gut?
Der Himmel ist der Himmel, wir sprechen vom „7. Himmel“, oder vom „Himmel auf Erden“: Da geht es uns gut, da müssen wir uns keine Sorgen machen, da haben wir ausgesorgt…

Aber was ist für uns der Himmel?
Dazu gehört wahrscheinlich das Leben nach dem Tod! Das ist ganz wichtig! Das ist die Zuversicht, dass nicht alles aus ist, dass wir bei Gott geborgen sind…
Der Himmel, das ist auch Erfolg, das ist ein gesundes Selbstwertgefühl trotz aller Schwächen und Mängel, die uns als Menschen auszeichnen.
Der Himmel, das ist das Selbstbewusstsein: „Ich bin ein Kind Gottes. Ich bin ein Ebenbild Gottes, Gott hat mir seine Verantwortung gegeben.

Bekommen wir den Himmel geschenkt?

Diese Auslegung stimmt schon: Weniger findet der Ackermann den Schatz, sondern der Schatz findet ihn. Weniger findet der Händler die Perle, als die Perle ihn. Aber ist dieser Unterschied wichtig?

Mir scheint: Die beiden erhalten plötzlich und unerwartet eine ungeheure Chance. Was machen sie damit?

Ich lese den Text auch ganz persönlich in einer Zeit, in der meine eigene Arbeitsstelle in eineinhalb Jahren auslaufen wird. Bin ich vor Angst wie gelähmt? Oder tue ich treu meine Pflicht? Wenn sich eine Chance auftut, pflüge ich einfach den Acker weiter und lasse den Schatz links liegen? Rechne ich damit, dass ich auf einen Schatz stoßen könnte?  Oder sagen wir: Ist mir zu unsicher, ich pflüge meinen Acker zu Ende, und das mit dem Schatz hat ja sowieso keinen Zweck?
Oder sage ich mir: An dieser Perle kann ich zwar ein Vermögen verdienen, aber bis ich das Geld zusammen habe, um diese Perle kaufen zu können, hat der jetzige Besitzer sie bestimmt lange verkauft, und dann habe ich alles Geld flüssig gemacht, mein Haus verkauft, und alles war umsonst…

Ich lese aus diesen Gleichnissen: Wag etwas, um den Schatz zu bekommen. Richte dich nicht zu fest ein.
Wenn du der Meinung bist, da bist du auf einen Schatz gestoßen, warte nicht, bis die anderen ihn haben, sondern mach dich auf! Sei selbstsüchtig! Diese Chance bekommst du nie wieder!

Aber was können das für Schätze sein?
Wir wissen alle, die Renten sind nicht mehr sicher.
Jungen Menschen muss man empfehlen, gründlich vorzusorgen.
Finanzielle Schätze sind wichtig und nützlich und sollen nicht verachtet werden. Auch die Gesundheit ist wichtig. Was passiert, wenn man nicht mehr arbeiten kann? Fachleute empfehlen uns eine Berufsunfähigkeitsversicherung.

Geld und Gesundheit sind zweifellos wichtige Schätze. Was tun wir dafür? Ich schaue mich selbstkritisch an, denke an die Bemerkung im letzten Altenheim-Gottesdienst, dem ersten nach dem Urlaub, wie eine ältere Dame mich kritisch ansah und sagte: Herr Kehren, Sie sind auch etwas dicker geworden.

Wenn die Gesundheit ein wichtiger Schatz ist: Tue ich genug dafür?
Wenn die Ausdauer und die Kraft in den Beinen wichtig sind, damit ich im hohen Alter nicht stürze und mir den Oberschenkelhals nicht breche: tue ich genug dafür, um meine Muskeln und Knochen zu trainieren und mir zu erhalten?
„Ach, für mich ist das nichts – sollen doch die anderen…“  Ja ist das mein Oberschenkelhals, der bricht, wenn ich unsicher werde? Oder ist das ein anderer? Wenn es mir wichtig ist, wenn es mir wirklich wichtig ist, wenn dort mein Schatz ist, dann tue ich etwas dafür!

Aber sind Gesundheit und Geld die einzigen Schätze, die wichtig sind?

Wie sieht es aus mit meinen sozialen Kontakten?
Wie sieht es aus, wenn ich alt werde, wenn ich gepflegt werden muss?
Wer besucht mich dann? Wer singt mit mir? Wer liest mir die Zeitung vor? Wer erträgt meine Alzheimer-Demenz und geht so mit mir um, dass ich auch dann noch menschenwürdig lebe?
Wer betet mit mir? Wer hält meine Hand?

In vielen Gesprächen mit jüngeren Menschen höre ich: So möchte ich nicht enden. Und sie meinen: Dann möchte ich mir lieber das Leben nehmen.

Man könnte ja auch die Perspektive umdrehen:

Ist es nicht ein großer Schatz, wenn man Menschen hat, die einen auch dann betreuen, wenn nicht nur die körperlichen Kräfte schwinden, sondern auch die geistigen Kräfte?
Das ist doch ein riesiger Schatz! Das ist doch ungeheuer wertvoll für mich! Um an diesen Schatz zu gelangen, unternehme ich Anstrengungen. Da warte ich nicht, bis andere mir diesen Schatz wegschnappen, da greife ich selber zu!

Aber was kann ich denn tun?

Beim Ackerbauer ist es ganz einfach: Der verkauft alles, was er hat, und kauft den Acker, damit er an den Schatz kommt. Wenn er erst einmal den Schatz hat, kann er sich alles andere zurückkaufen und noch viel mehr.
Beim Händler ist das ebenso: Er muss sein Vermögen flüssig machen, damit er das Geschäft seines Lebens machen kann: Die kostbare Perle kaufen, zum wirklichen Wert verkaufen…

Aber wie kaufe ich die Hand, die mir am Lebensende über die Stirn streichelt?
Wie mache ich meine Liebe und Zuneigung so flüssig, dass ich damit an die Liebe und Zuneigung anderer Menschen komme, wenn ich alt werde?

Vielleicht ist der Unterschied zum Schatz im Acker gar nicht so groß!

Was macht denn genau dieser Ackermensch?

Er bringt all seine Habe an die Menschen. Wie oft wird er gesagt haben: Dieser Stuhl ist eigentlich mehr Wert, aber ich brauche jetzt dringend das Geld, damit ich an den Schatz komme. Wie oft mag er mit seinem Preis herunter gegangen sein, wie oft mag er zu preiswert verkauft haben. Damit er an das Geld kam für den Acker, hat er seinen Besitz unter die Leute gebracht!

Kann das nicht im Vergleich heißen: Wir müssen unsere Liebe und Zuneigung unter die Leute bringen?

Kann es nicht heißen: Wir geben unsere Liebe auch mal zu preiswert ab, ohne den Gegenwert zu bekommen, aber dafür haben wir hinterher einen Schatz, für den es sich gelohnt hat?

Als Vertreter der Kirche ist man immer auf der Suche nach Ehrenamtlichen, die etwa für andere tun. Und meistens appelliert man an das soziale Gewissen. Da ist jemand bedürftig und braucht Hilfe. Willst du ihm nicht helfen?

Von den beiden Gleichnissen heute kann man die Sache auch herum drehen: Was ist es dir wert, in Notsituationen oder im Alter Hilfe zu bekommen? Ist das nicht ein riesiger Schatz? Was kannst du heute dafür tun?

Wenn du dich heute im Heim engagierst, wenn du heute dazu beiträgst, dass Menschen im Rollstuhl in den Gottesdienstraum geschoben werden, wenn du heute dazu beiträgst, dass dies wieder ganz normal wird in unserer Gesellschaft, wenn du mitmachst und andere mitziehst, erwirbst du dir vielleicht einen riesigen Schatz, der dir hilft, deinen Lebensabend angemessen zu verbringen.

Ja, wir brauchen Ehrenamtliche. Ja, wir brauchen z.B. auch Presbyterinnen und Presbyter. Aber ich möchte nicht mehr an Ihr soziales Gewissen appellieren, sondern an Ihren Egoismus!

Wenn es Ihnen ein Schatz ist oder eine wertvolle Perle, dass gute Entscheidungen für die Gemeinde getroffen werden, dann bewerben Sie sich um das Presbyteramt, weil Sie etwas für Ihren Schatz tun.

Wenn für Sie ganz wichtig ist, dass Sie am Ende Ihres Lebens gute Sterbebegleitung durch Hospizhelfer bekommen, dann gehen Sie in die Hospizhilfe. Dann lassen Sie sich ausbilden, dann helfen Sie, andere Menschen auszubilden. Setzen Sie Ihr Vermögen ein, auch ihr Vermögen an Kraft und Zeit, damit Sie das bekommen, was wichtig ist für Sie.

Wenn Kinder und Familie für Sie wichtig sind, dann nehmen Sie sich Zeit dafür. Wenn die Enkel für Sie wichtig sind, dann lassen Sie auch mal ein Ehrenamt sein und nehmen sich die Zeit für die Kinder und die Enkel.

Wir lernen in der Kirche immer, wie wichtig es ist, selbstlos zu sein.
Heute treffen wir auf zwei Gleichnisse, die sagen: Der Himmel (egal, was das nun konkret ist), der ist so wertvoll und kostbar: Tu etwas dafür! In deinem eigenen Interesse!
Wenn es um den Himmel geht: Sei Egoist!
Tu nicht alles zuallererst für die anderen! Tu es für Dich! Wenn du nicht dafür sorgst, dass du an deinen Schatz gelangst, wird es auch niemand anderes für dich tun!

Dass wir dabei nicht über Leichen gehen, versteht sich von selbst.

Und dass die anderen von unserem Egoismus profitieren, schadet doch nichts!

Wenn wir uns dafür einsetzen, dass Menschen zum Beispiel in den Kapelle des Heims kommen, damit wir später einmal selber von diesem Bringedienst profitieren, das ist doch in Ordnung.
Wenn wir uns jetzt für eine sauber Luft einsetzen und dafür, dass der Klimawandel nicht so extreme Folgen hat, da haben doch auch andere etwas davon.

Aber wir tun es nicht auch reiner Nächstenliebe, sondern eben auch aus Eigenliebe. Weil wir es nicht ertragen können, dass unser Enkelkinder einmal leiden.

Die beiden Menschen aus unseren beiden Gleichnissen stoßen auf etwas, das wertvoll für sie ist.  Da kann es große Überraschungen geben.  Wir können auf Schätze stoßen, mit denen wir nicht gerechnet haben.
Das kann ein Sechser im Lotto sein, aber eben auch das Gebet am Sterbebett.
Das kann ein guter Handel sein, mit dem wir nicht gerechnet hätten, aber auch ein Gottesdienst in einem Altenheim.
Das kann etwas sehr Materielles sein, aber auch etwas Ideelles wie eine Gesellschaft, die liebevoll mit psychisch kranken, körperlich behinderten oder dementen älteren Menschen umgeht.

Wenn wir merken: Da ist ein wichtiger Schatz für uns, dann sollten wir uns auf den Weg machen, dann sollten wir nicht locker lassen, dass wir diesen Schatz auch bekommen.

Motivationsexperten sagen auf ihren Seminaren: Wir brauchen Ziele, sonst leben wir nur so vor uns her. Wenn wir Ziele haben und die richtigen Schritte auf sie zugehen, dann können wir auch Erfolg haben. Wenn wir einen Schatz finden, dann sollten wir auch zusehen, dass wir ihn bekommen und die richtigen Schritte darauf hin tun.

Denn der Himmel ist nicht etwas Tolles für alle anderen.
Der Himmel ist auch genau für Dich. Du bekommst ihn geschenkt.
Was ist Dein Schatz? Was ist der Himmel für dich?
Und was musst Du dafür tun, damit du dieses Geschenk auch bekommst?

KANZELSEGEN

„Und der Friede Gottes, welcher höher ist als all‘ unsre Vernunft, bewahre unsre Herzen und Sinne in Christus Jesus!“

LIED 229(,1-3) Kommt mit Gaben und Lobgesang

Abendmahl

DANKGEBET UND FÜRBITTEN

Danket dem Herrn, denn er ist freundlich
und seine Gnade währet ewiglich.

Guter Gott, du hast uns den Himmel ganz nahe gebracht. Wir freuen uns über das neue Leben, das du uns geschenkt hast. Wir freuen uns über alle Schätze, die du uns gebracht hast. Du bringst das Leben in seiner ganzen Fülle. Wir können dabei sein, wie wir sind. Und trotzdem lässt du uns nicht, wie wir sind. Du möchtest, dass wir uns auf den Weg machen. Du möchtest, dass wir Dinge los lassen können und uns ganz darauf konzentrieren, was uns wichtig ist. Damit wir die ganze Fülle deines Lebens erhalten, die du uns verheißen hast. Darum bitten wir um deinen Frieden. Nicht nur um inwendigen Frieden, sondern um Frieden zwischen den Menschen. Um das Ende von Angst und Not, von Krankheit und Tod. Sei du bei unseren Angehörigen, bei unseren Nachbarn und Freunden, bei allen Menschen unserer Gemeinde, bei allen Menschen in der Welt, dass wir alle merken, dass wir schon jetzt Anteil haben an deinem Mahl, an Brot und Wein: Weil du uns einlädst und bei uns bist. Amen

LIED EG 228(,1-3) Er ist das Brot, er ist der Wein

SENDUNG UND SEGEN
Gehet hin im Frieden des Herrn.
ORGEL & GEMEINDE „Gott sei ewiglich Dank.“
Der HERR segne dich und behüte dich;
der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
+ Orgel und Gemeinde „Amen.“

MUSIKALISCHES NACHSPIEL