Mit welcher Vorstellung beginne ich, die Bibel zu lesen: jenes schöne Kapitel, mit den Sonne und Mond und den sieben Tagen?
Die Frage ist halt, welches Bild von Gott wir haben wollen:
Ist er eher der Bio- und Erdkundelehrer, der unbedingt die Naturkunde im ersten Kapitel der Bibel unterbringen wollte?
Oder der Sowilehrer?
Oder kann man sich Gott als Kabarett-Texter denken, der einen genialen Text für eine Aufführung in Babylon geschrieben hat?
Und ich sehe die Juden mit trappelnden Füßen vor mir, wie der Vers mit den beiden großen Lampen am Himmel kommt, und sie denken sich in den Applaus hinein, dass es förmlich laut hallt: „Und du, König von Babylon, der du dich für das Ebenbild von Gott Sonne hältst und Schiss hast vor Gott Mond in der Nacht: Du fürchtest dich nur vor einer kleinen Lampe am Himmel. Und Ebenbild bist du … von einer großen Lampe. Herzlichen Glückwunsc h, Du Ebenbild der großen Lampe….“
Und dann kommt die Stelle mit dem „Gott schuf den Menschen zu seinem Ebenbild, männlich ebenso wie weiblich.“
Und den Zuhörerinnen und Zuhörern läuft es erregt den Rücken rauf und runter: Nicht nur der da oben, nein jeder Mensch soll als Ebenbild Gottes gelten.
Und so wurde der Erdkundelehrergott für mich völlig bedeutungslos.
Aber Jesus später, der mit dem „was ihr dem Geringsten (nicht) getan habt, habt ihr mir (nicht) getan“, der von sich als dem „ben Adam“, dem Menschen sprach und vielleicht doch nicht einen Würdetitel im Blick hatte, sondern Gen 1 , dass doch jeder Mensch Ebenbild Gottes sei, eben Mensch, der brachte das wieder in Erinnerung.
Lebt als Ebenbilder Gottes. Mensch sein und Mensch sein lassen…
Ich mag Gott, der Spaß hat an Literatur, an Kabarett, an Humor, an Gedichten und Liebestexten. Der anleitet, zu seinen Gefühlen zu stehen und zu Hasspsalmen. Weil, wenn man es artikulieren kann, vielleicht doch nicht umsetzt.
Weil der Feind doch auch nur ein Ebenbild Gottes ist…
Und so haben wir eine wunderbare Bibel bekommen.
Und kein Bio- oder Erdkundebuch.