Gerechtigkeit statt Rache

16.09.2001
Gerechtigkeit statt Rache
Gottesdienst nach dem Terroranschlag auf das World Trade Center
Evangelische Versöhnungskirche Essen-Rüttenscheid, 10.00 Uhr
Pfarrer z.A. Bernd Kehren

Vorspiel: Kyrie eleison (Kanon zu drei Stimmen)

Begrüßung

Herzlich willkommen heute zu diesem Gottesdienst.

Ich habe die Bilder von Dienstag immer noch vor Augen.

Erst das brennende World Trade Center, und der Interviewpartner des WDR sagte, mit Flugzeugen könne das nichts zu tun haben.

Und dann nach dem Konfirmandenunterricht die Nachricht: Zwei Passagierflugzeuge haben die beiden Türme gerammt. Tausende von Toten.
Zu diesem Zeitpunkt noch: Zigtausende von Toten.

Im Jugendclub Gazonga lief der Nachrichtensender.

Blankes Entsetzen. Wie kann das nur sein?

Am Morgen ging der Vater, die Mutter, der Freund, die Freundin wie immer aus dem Haus. Nun sind sie tot.

In Psalm 46,2-3 heißt es:
Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben, darum fürchten wir uns nicht.

Im Vertrauen darauf wollen wir heute Gottesdienst feiern.

Ich habe vor allem Friedenslieder herausgesucht, weil ich meine, dass Christen einen ganz bestimmten Auftrag haben, mit solchen unfassbaren Aggressionen umzugehen.

Davon wird dieser Gottesdienst geprägt sein, ebenso auch der Jugendgottesdienst am kommenden Samstagabend, zu dem ich Sie alle – besonders aber natürlich euch Jugendliche und eure Eltern – herzlich einlade.

Abkündigungen

Eingangslied
Gib Frieden, Herr, gib Frieden
(Evangelisches Gesangbuch, Ausgabe Rheinland, Westfalen, Lippe Nr. 430)

ERÖFFNUNG
Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes.
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat,
der Bund und Treue hält ewiglich
und der nicht preisgibt das Werk seiner Hände.
Amen.

Eingangspsalm
Wir sprechen gemeinsam im Wechsel aus Psalm 37
unter der Nummer 719:

Befiehl dem Herrn deine Wege
und hoffe auf ihn, er wird’s wohl machen
und wird deine Gerechtigkeit heraufführen wie das Licht
und dein Recht wie den Mittag.
Sei stille dem Herrn und warte auf ihn.
Entrüste dich nicht, damit du nicht Unrecht tust.
Bleibe fromm und halte dich recht;
denn einem solchen wird es zuletzt gut gehen.
Der Herr hilft den Gerechten,
er ist ihre Stärke in der Not.

Kommt, lasst uns anbeten:
Gemeinde
Ehr‘ sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Gebet und stilles Gebet
Gott,
niemand ist hier, egal ob kleines Kind oder Erwachsener,
der nichts von diesem schrecklichen Unglück mitbekommen hat.
Manche von uns haben die Nächte am Fernseher verbracht,
um die neuesten Nachrichten zu erfahren.
Viele von uns haben Angst, wie es weitergehen soll.
Im Stillen Gebet versuchen wir nun, dir Gott von unseren Ängsten zu erzählen.

[STILLE]

Gott, du hörst uns. Darum bitten wir:
„Herr, erbarme dich.“

Gemeinde
Herre Gott, erbarme dich. Christe erbarme dich, Herre Gott, erbarme dich.

Zuspruch
Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben, darum fürchten wir uns nicht und singen:

Gemeinde
Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen.
Wir loben, preis’n, anbeten dich, für deine Ehr wir danken, dass du, Gott Vater, ewiglich, regierst ohn alles Wanken. Ganz ungemessn ist deine Macht, fort gschieht, was dein Will hat bedacht. Wohl uns des guten Herren.

Salutatio
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch allen!

Gemeinde
Und mit deinem Geist.

Friedensgruß
So grüßt euch auch untereinander mit dem Gruß des Friedens. Wir haben ihn nötiger denn je.

Gemeinde (untereinander)
Der Friede Christi sei mit dir!

Verabschiedung der Kinder in den Kindergottesdienst
So singen wir heute auch die beiden letzten Strophen des Kindergottesdienstliedes, das Sie vorne in Ihren Gesangbüchern finden.
Die Kinder werden sich im Kindergottesdienstraum mit Gottes guter Schöpfung und seiner Erde beschäftigen.
3. Gott, der Vater und der Sohn und der Heil’ge Geist sei mit uns; sei mit uns bei Nacht und Tag, bei Traurigkeit und Freude.
La, la, la,  la…
4. Deinen Segen schenke uns, allen Menschen hier auf Erden.
Jede Stunde sei uns nah, Gott, Vater hoch im Himmel.
La, la, la, la…

Kollektengebet
Deinen Segen schenke uns,
allen Menschen hier auf Erden.
Gott, lass uns nicht aufteilen in Menschen,
die unsere Rache verdienen und Menschen,
die deinen Segen bekommen dürfen.
Wir vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit,
sondern auf deine große Barmherzigkeit
von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Gemeinde „Amen“

Schriftlesung
Wir hören die Schriftlesung aus Jesaja 32,9-17
9 Wohlan, … hört meine Stimme! … Die ihr so sicher seid, nehmt zu Ohren meine Rede!
10 Über Jahr und Tag, da werdet ihr Sicheren zittern; denn es wird keine Weinlese sein, auch keine Obsternte kommen.
11 Erschreckt, ihr Stolzen … , zittert, ihr Sicheren! Zieht euch aus, entblößt euch und umgürtet eure Lenden!
12 Man wird klagen um die Äcker, ja, um die lieblichen Äcker, um die fruchtbaren Weinstöcke,
13 um den Acker meines Volks, auf dem Dornen und Hecken wachsen, um alle Häuser voll Freude in der fröhlichen Stadt.
14 Denn die Paläste werden verlassen sein, und die Stadt, die voll Getümmel war, wird einsam sein, dass Burg und Turm für immer zu Höhlen werden, dem Wild zur Freude, den Herden zur Weide,
15 so lange bis über uns ausgegossen wird der Geist aus der Höhe. Dann wird die Wüste zum fruchtbaren Lande und das fruchtbare Land wie Wald geachtet werden.
16 Und das Recht wird in der Wüste wohnen und Gerechtigkeit im fruchtbaren Lande.
17 Und der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein, und der Ertrag der Gerechtigkeit wird ewige Stille und Sicherheit sein,
18 dass mein Volk in friedlichen Auen wohnen wird, in sicheren Wohnungen und in stolzer Ruhe.

GLAUBENSBEKENNTNIS
Liebe Gemeinde,
in besonderen Situationen bekennen wir unseren Glauben mit anderen Worten als denen des bekannten Apostolikums.
Ich möchte Sie bitten, im Gesangbuch den Heidelberger Katechismus aufzuschlagen auf der Seite 1352.
Dort finden wir die Erläuterungen zum sechsten Gebot:
„Du sollst nicht töten.“
Wir sprechen gemeinsam:

Frage 105
Was will Gott im sechsten Gebot?
Ich soll meinen Nächsten
weder mit Gedanken
noch mit Worten oder Gebärden,
erst recht nicht mit der Tat
auch nicht mit Hilfe anderer,
schmähen, hassen, beleidigen oder töten.
Ich soll vielmehr alle Rachgier ablegen,
mir auch nicht selbst Schaden zufügen
oder mich mutwillig in Gefahr begeben.
Darum hat auch der Staat den Auftrag,
durch seine Rechtsordnung das Töten zu verhindern.

Frage 106
Redet denn dieses Gebot nur vom Töten?
Nein.
Gott will uns
durch das Verbot des Tötens lehren,
dass er schon die Wurzel des Tötens,
nämlich Neid, Hass, Zorn und Rachgier
hasst und dass alles für ihn heimliches Töten ist.

Frage 107
Haben wir das Gebot schon erfüllt,
wenn wir unseren Nächsten nicht töten?
Nein.
Indem Gott Neid, Hass und Zorn verdammt,
will er, dass wir unseren Nächsten lieben wie uns selbst,
ihm Geduld, Frieden, Sanftmut,
Barmherzigkeit und Freundlichkeit erweisen,
Schaden, so viel uns möglich, von ihm abwenden,
und auch unseren Feinden Gutes tun.

Kanzelabkündigung
des Präses unserer Evangelischen Kirche im Rheinland.

12. September 2001
Unbeschreibliches Leid ist durch die furchtbare Serie von Terroranschlägen in den USA über die Menschen gekommen.
Die menschliche Fähigkeit zum Bösen übersteigt alles, was wir uns vorstellen können. Die Schreckensbilder werden uns nicht mehr aus dem Sinn gehen.
Mit unseren Gedanken sind wir bei den Opfern, die ihr Leben oder ihre Gesundheit verloren haben.
Für Freitag, den 14. September 2001 haben die Evangelische Kirche in Deutschland und die Deutsche Bischofskonferenz zu einem Friedens- und Gedenkgottesdienst in Düsseldorf eingeladen und dazu aufgerufen, auch vor Ort die Gemeinschaft im Gebet zu suchen.
Ich bitte Sie in diesen Tagen besonders um diesen wichtigsten Dienst, den wir Christinnen und Christen leisten können:

Beten Sie für die Opfer, für die Angehörigen und ihre Freunde.
Beten Sie für die Rettungskräfte, die weit über ihre körperlichen und seelischen Kräfte hinaus gefordert sind.
Beten Sie für die Politikerinnen und Politiker, von deren Urteilen und Entscheidungen so viel abhängt.

Untaten wie diese bringen neues Unrecht hervor. Wer auch immer hinter diesen Greueltaten steht, widerstehen Sie allen Versuchen, die allein den Islam als Weltreligion für diese Terroranschläge verantwortlich machen.
Gewalttäter, die ihre Taten religiös oder ideologisch begründen, irren. In Wahrheit sind sie den Götzen der Gewalt und des Fanatismus und des Hasses verfallen.
Stärken Sie alle Menschen, die sich für Vernunft und Verständigung einsetzen.
Suchen Sie das Gespräch, damit die Gräben des Hasses nicht noch tiefer werden.

Lassen Sie uns zusammen für ein Ende der Gewalt, für Gerechtigkeit und Frieden beten und arbeiten.
Manfred Kock

LIED EG 678 Wir beten für den Frieden

Predigt
Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt! Amen.

Liebe Gemeinde,

wenn wir uns jetzt Zeit nehmen würden, dass jeder von uns über die Ereignisse der letzten Wochen erzählen könnte, unsere Gottesdienstzeit würde nicht ausreichen.

Die einen schalteten zufällig genau in dem Moment den Fernseher ein, als die ersten Bilder vom brennenden World-Trade-Center gesendet wurden und dachten, einer der Weltuntergangsfilme würde diesmal nicht erst am Abend, sondern schon am Nachmittag gesendet.
Die anderen arbeiteten ganz normal weiter. Manche hatten von einem Flugzeugabsturz gehört, aber es klang so merkwürdig. Und dann sickerte ganz plötzlich die Erkenntnis durch: Da ist einer der schlimmsten Anschläge auf die Menschlichkeit geschehen, den wir alle jemals erlebt haben.
Immer wieder die Bilder vom Flugzeug, das fast durch das Hochhaus hindurch fliegt, immer wieder die Bilder vom Einsturz der Hochhäuser, die unter der Last der eingestürzten Etagen ganz in sich zusammen sackten.

Und nun die Nachrichten von den Menschen, die nach Freunden und Angehörigen suchen. Menschen, die genau wissen, dass niemand von ihren Arbeitskollegen überlebt hat, weil sie sich in den oberen Stockwerken, aus denen niemand mehr bis ganz nach unten gelangen konnte.

Wir sind entsetzt.
Wie kann das alles sein?
Das darf doch nicht wahr sein!
Gott, wo bist du? Gott, verlass uns nicht!

Wir fühlen mit den Opfern, wir fühlen mit den Überlebenden.
Wir fühlen mit den Amerikanern und stehen zu ihnen.
Sie brauchen uns. Wir wollen uns nicht entziehen.
Ich erlebe bei mir, wie emotional ich reagiere, wie mich das Entsetzten packt.

Doch dann klingen schrille Töne an mein Ohr.

Mein Mitgefühl können sie nicht hinwegwischen. Das bleibt.
Aber ich spüre Protest in mir aufkommen.

Ich höre von einem Kampf aller Guten gegen das absolute Böse.

Das absolute Böse ist schnell enttarnt: Alle diejenigen, die Tausende von Menschen mit einem Schlag umbringen und vor nichts zurückschrecken.
Und die Guten sind wir, wir, die wir keine solche Schreckenstaten vollbringen oder zulassen. Wir Guten müssen zusammenstehen, wir müssen das absolute Böse ausmerzen, wir müssen Flagge zeigen, wir müssen Soldaten schicken, wir dürfen uns das nicht gefallen lassen, wir müssen zum Gegenschlag ausholen.

Wie bitte?
Wir sind die Guten?
Woher wissen wir das?

Jesus wird einmal mit „guter Meister“ angeredet und weist dies entschieden zurück.
Gut ist nur einer, Gott.

Wir sind nicht gut. Niemand von uns.

Und ich denke an die 20 000 Kinder, die jeden Tag Stunde für Stunde, Minute für Minute an Hunger sterben. Und wir nehmen es hin. Niemand ruft mit 40 Milliarden Dollar dazu auf, das Böse auszumerzen, das es zulässt, dass diese Kinder sterben.

Im Gegenteil: Wenn die korrupten Regierungen, die ihre eigenen Menschen verhungern lassen, teuere Waffen bestellen, dann machen unsere Länder, deren Regierungschefs sich „gut“ nennen, selbstverständlich Geschäfte mit ihnen.

Im Gegenteil: Wenn in einem Drittweltland billiger produziert werden kann, weil dort für einen Hungerlohn 10 Stunden und mehr an sieben Tagen in der Woche gearbeitet werden kann, dann streichen wir gerne den Profit ein.

Im Gegenteil: Wenn der Welthandel den Kaffee zu preisen handelt, bei denen die Plantagenarbeiter verhungern müssen, dann greifen wir trotzdem zu. Nur eine verschwindende Minderheit bemüht sich, fair gehandelte Produkte zu kaufen, damit unsere Welt gerechter wird.

Wie glaubwürdig ist die angeblich christliche Welt, mit Werten wie der Feindesliebe, wenn sie regelmäßig schweigt, wenn Vergeltungsangriffe geflogen werden? Wie glaubwürdig ist unsere westliche Welt, wenn sie zusieht, wie Umwelt zugrunde geht, Hauptsache, der Euro oder der Dollar rollt?

Ich bin entsetzt über die schrecklichen Bilder,
aber das Entsetzen wird gesteigert dadurch, dass jemand sich für Gut erklärt und zum Kampf gegen das absolute Böse aufruft,
ohne jedes Schuldbewusstsein dafür, wie egal die Hungertoten unserer Welt letztlich sind –
ohne jedes Schuldbewusstsein dafür, wieviel Ungerechtigkeit auf der Welt von diesen angeblich Guten geduldet oder gar gefördert wird.

Ist nicht der Terrorist Osama bin Laden von den USA selbst ausgebildet und gefördert worden?
Hat er nicht einmal auf seiten dieser Guten gekämpft und dabei bei seinen Feinden für Angst und Schrecken gesorgt und Menschen vernichtet?

Wer ist da Gut? Wer ist da böse?
Wer kann sich da anmaßen, mit der Waffe in der Hand den Kampf gegen das absolut Böse aufzunehmen?

Damit ich nicht missverstanden werde: Ich halte jede polizeiliche Ermittlung für gerechtfertigt, damit die Terroristen enttarnt und verurteilt werden. Nach einem fairen Prozess und einem gerechten Urteil. So wie auch der Heidelberger Katechismus vom Auftrag des Staates spricht, durch seine Rechtsordnung das Töten zu verhindern. Keine Frage: Darin hat Amerika unsere volle Unterstützung nötig.

Aber müssen wir Vergeltungsschläge und Vernichtungsschläge „gegen das absolut Böse“ unterstützen?
Müssen gute Freunde nicht auch einmal sagen: Stopp: Hier gehst du zu weit, das darfst du nicht?

Als Predigttext habe ich bewusst zwei Verse aus Jesaja 32 herausgesucht.

Einen Teil haben wir schon in der Lesung gehört.

Jes 32,17-18: Und der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein, und der Ertrag der Gerechtigkeit wird ewige Stille und Sicherheit sein, dass mein Volk in friedlichen Auen wohnen wird, in sicheren Wohnungen und in stolzer Ruhe.

Diese schrecklichen Taten waren nicht gerecht, ihre Frucht ist massiver Unfriede. Die Terroristen bewirken Angst und Schrecken, sie bewirken Unrecht und Unsicherheit.

Aber diese Verse fragen auch uns selbstkritisch: Wie sieht es aus mit unserer Gerechtigkeit? Warum schotten wir uns ab gegen die Armut in der Dritten Welt?
Warum finden wir ab mit Tausenden Hungertoten jeden Tag?
Warum schreit niemand auf, wenn jeden Tag mehr Kinder (von den Erwachsenen reden wir erst gar nicht) am Hunger sterben als Menschen am letzten Dienstag in den Trümmern umgekommen sind?

Ist es vielleicht doch so, dass auch unsere Ungerechtigkeit letztlich nur zum Unfrieden führt?
Zu solchen Anschlägen, die gegen unser Unrecht und unsere Arroganz protestieren wollen?

Der Leiter der Caritas spricht von Entwicklungshilfe als Instrument der Terroristenbekämpfung.

Und so verstehe ich auch die Verse aus dem Jesajabuch:
Setzte dich für Gerechtigkeit ein, dann wirst du Stille und Sicherheit ernten.
Rufe nicht auf zu Gegengewalt, sondern bekämpfe den Terror mit Gerechtigkeit.

Dort ist wahrhaftig noch viel zu tun.

Und darum müssten unsere Kirchen noch deutlicher werden und nicht nur allgemein für Weisheit unserer Politiker bitten.

Darum müssen wir warnen, wenn die untauglichen Mittel ergriffen werden, die den Hass und den Terror nur steigern.

Darum müssen wir sagen: Vergeltung trägt nicht dazu bei, dass das Böse auf der Welt weniger würde.

Jesus hat die Welt nicht dadurch erlöst, dass er das Böse mit einem Streich auslöschte (dann gäbe es uns nämlich gar nicht mehr), sondern indem er für uns betete und für uns starb.
Sein Auftrag an uns war: Folgt mir nach. Dienet, sorget für Gerechtigkeit, ich will bei euch sein.

Darum wollen wir bitten, und darum wollen wir beten.
Darum wollen wir uns in Erinnerung rufen, dass unsere Religion nicht auf Rache aufbaut, sondern auf Feindesliebe.

Das ist schwer. Es übersteigt vielleicht unsere Vernunft.

Aber es könnte helfen, dass unsere Herzen und Sinne nicht hart werden.
Es könnte helfen, dass wir aus unserem Entsetzen und aus unserem Mitgefühl die richtigen Konsequenzen ziehen.

Darum beten wir für den Frieden.
Frieden zwischen den Religionen.
Frieden zwischen den Religionen, die letztlich alle nur Frieden wollen. So wie es unzählige Muslime betonen, die sich ebenfalls von den Terroristen distanzieren und für den Frieden beten.
Und darum schließe ich ganz betont die Predigt mit den Worten aus Philliper 4,7, die ich auch sonst gebrauche:

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als all‘ unsre Vernunft, bewahre unsre Herzen und Sinne in Christus Jesus!

Lied
Unfriede herrscht auf der Erde (EG 671)

Fürbitten und Vaterunser
Lassen Sie um Frieden beten. Die einzelnen Bitten beantworten wir mit dem Lied „Verleih uns Frieden gnädiglich.“

Gott, wir beten für die Opfer, für die Angehörigen und ihre Freunde.
Nimm die Ermordeten in dein Reich auf, in dem es keinen Terror und keine Anschläge mehr gibt.
Gott, wir beten für die, die die Anschläge verletzt überlebten: verletzt an Leib, aber in jedem Fall an ihrer Seele, ebenso wie ihre Freunde und Verwandten. Wir beten auch für uns, die wir verletzt sind, und Wut spüren und Angst und Trauer.
Wir brauchen deinen Frieden, deine Nähe, damit wir nicht scheitern mit unserem Leben, alle, die wir von dieser schrecklichen Tat verletzt sind.
Damit wir nicht unseren Zorn zum Maßstab machen, sondern deine Liebe.
Darum singen wir:

Gemeinde:
Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott zu unsern Zeiten. Es ist ja doch kein andrer nicht, der für uns könnte streiten, denn du unser Gott alleine. (EG 421 )

Gott, ganz besonders beten wir jetzt für die Rettungskräfte, die bis an den Rand der Kräfte versuchen, Überlebende zu finden, und die dabei so viele finden, die alle nicht überlebt haben.
Gott, es kostet so viel Kraft, Leichenteile aus dem Schutt zu bergen.
Gibt ihnen Menschen, die ihre Trauer aushalten.
Gib ihnen Menschen, die schweigend mittragen, was sie erdulden müssen. Gib ihnen Menschen, die mit ihnen die Wut und den Hass herausschreien, weil diese Gefühle menschlich sind und verständlich.
Hilf ihnen, dass sie an ihrer schweren Aufgabe nicht zerbrechen. Gemeinsam singen wir:

Gemeinde:
Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott zu unsern Zeiten. Es ist ja doch kein andrer nicht, der für uns könnte streiten, denn du unser Gott alleine. (EG 421 )

Gott,
ganz besonders beten wir für die Politikerinnen und Politiker, von deren Urteilen und Entscheidungen so viel abhängt.
Gott, wir möchten konkreter bitten.
Wir bitten, dass unsere Politiker durch ihre Entscheidungen die Spirale von Gewalt und Gegengewalt nicht weiter anheizen.
Gott wir bitten, dass gerade unsere Politiker, die sich christlich nennen, sich an deinen Geboten orientieren und nicht Gewalt mit Gegengewalt vergelten.
Ihre Aufgabe ist es, Menschen vor Gewalt zu schützen und die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.
Aber ihre Aufgabe ist es nicht, Gewalt zu vergelten, sondern für Gerechtigkeit zu sorgen in der Welt.
Solange jeden Tag 20 000 Kinder an Hunger sterben, nimmt uns in der Dritten Welt niemand ab, dass militärische Gegenschläge der Gerechtigkeit dienen.
Gott, viele Menschen in der Welt erleben die Länder unserer westlichen Welt als solche, die sie um des Profits willen ausbeuten und denen sie ansonsten egal sind.
Darum bitten wir für unsere Politiker, dass sie sich für Gerechtigkeit in aller Welt einsetzen, dafür, dass keine Kinder mehr am Hunger sterben müssen und dafür, dass man uns überall auf der Welt abnimmt, dass wir für deinen Frieden eintreten.
Wir singen gemeinsam:

Gemeinde:
Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott zu unsern Zeiten. Es ist ja doch kein andrer nicht, der für uns könnte streiten, denn du unser Gott alleine. (EG 421 )

Gott, gemeinsam beten wir, dass dein Wille im Himmel wie auf Erden geschehe, mit den Worten, die du uns gelehrt hast:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung;
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.

LIED
Herr, wir bitten komm und segne uns EG 607

Sendung und Segen
Gehet hin im Frieden des Herrn.
Der HERR segne dich und behüte dich;
der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
Gemeinde: „Amen.“

ORGELNACHSPIEL

Emmaus – Massenanfall von Verletzten?

Dialogpredig über die Emmaus-Geschichte (Lukas 24,13-25) im Gottesdienst am 29.11.2008 im Rotkreuz-Kreisverband Euskirchen aus Anlass der Überreichung von Teddys für Kinder in Notlagen an den Rettungsdienst im Kreis Euskirchen und aus Anlass von acht Jahren Kriseninterventionsdienst, „KID“, des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen

In der Lesung geht es um die beiden Jünger auf dem Weg nach Emmaus. Jesus ist gekreuzigt, es gibt Berichte, er sei auferstanden. Erschüttert sind die beiden auf dem Weg und finden einen tröstenden Begleiter.

Die Dialogpredigt betrachtet diese Emmaus-Geschichte aus der Sicht eines Mitarbeiters im Kriseninterventionsdienst.

(Link zum Bibeltext: https://www.bibleserver.com/text/LUT/Lukas24,13-35)

Bernd           

Eine riesige Katastrophe ist eingetreten. Nicht gerade ein Massenanfall von Verletzten, eigentlich waren es nur drei, zwei Verbrecher und ein Unschuldiger. Aber gerade dieser gewaltsame Tod  des einen unschuldigen Menschen hat viele Menschen ratlos zurückgelassen. Jesus ist am Kreuz gestorben. Für seine Freunde und Anhänger ist eine ganze Welt zusammengebrochen.

Winfried

Was ist eigentlich eine Verletzung, ein Trauma? Ich meine: Muss da immer Blut geflossen sein? Geht es da nur um Tote und körperlich Schwerverletzte? Oder kann nicht auch die Seele schwer traumatisiert werden?
Die Rettungsdienste sind ja gut vorbereitet, um Verletzungen zu erkennen, die Situation zu stabilisieren, zu verbinden usw. Aber was ist, wenn äußerlich nichts zu erkennen ist? Wenn nichts gebrochen ist, wenn kein Blut fließt? Wenn keine Schockreaktionen zu beobachten sind?

Bernd

Du meinst: Diese beiden Jünger auf dem Weg nach Emmaus unterhalten sich vielleicht über einen Massenanfall von Verletzten – aber die Menschen sind nicht körperlich, sondern seelisch verletzt? Weil so viele Menschen diesem Jesus vertraut hatten, weil so viele Menschen gehofft hatten, dass er dem Leben einen neuen Sinn geben wird!

Winfried

Sie hofften nicht nur, dass die Römer, also die Besatzungsmacht, endlich wieder rausgeschmissen werden. Man muss sich das mal überlegen: Seit über 300 Jahren fremde Soldaten im Land, erst Griechen, dann Römer, und dann kommt jemand, der immer wieder davon spricht: Es wird alles gut. Gottes Reich ist ganz nahe. Bald kommt Gott!

Bernd

Und dann, plötzlich, unerwartet, zwar angekündigt, aber doch unerwartet: Jesus wird plötzlich verhaftet, es gibt einen kurzen Prozess, einen grausamen Tod. Für seine Anhänger bricht eine Welt zusammen. Auch wenn sie selber körperlich nicht leiden mussten: Für sie bricht eine ganze Weltanschauung zusammen. Ihre Welt ist aus den Fugen. Einer stirbt am Kreuz, aber Hunderte sind traumatisiert.

Winfried

Sagen wir mal so: Wenn Menschen ein Trauma erleiden, versuchen sie auch, irgendwie damit umzugehen. Ihre Stressreaktionen sind ganz normal, weil die Situation, in der sie steckten, nicht normal war. Die meisten kommen da über die Zeit ganz heil aus der Situation heraus. Wie wird es den Emmaus-Jüngern gehen, und wie gehen die beiden mit der Situation um?

Bernd

Es ist wirklich spannend: Traumatisierte Menschen haben viele Reserven und Ressourcen, die ihnen bei der Bewältigung helfen können. Die beiden hier machen sich zu Fuß auf den Weg. Körperliche Betätigung ist nicht die schlechteste Taktik. Vor allem, wenn sie vom Ort des Geschehens weg führt. Ohne dass sie es wissen, arbeiten sie im Grunde den ersten Punkt des sogenannten SAFER-Modells ab: Sie begeben sich in Sicherheit, sie entfernen sich vom Ort der Verletzung.

Winfried

Und sie sprechen miteinander. Es ist so eine große Chance, wenn man nicht im Schweigen verharrt, sondern sich das von der Seele spricht, was einen bedrückt. Vielleicht wissen beide keinen Ausweg, sie finden keine Lösung, aber das macht nichts. Wichtig ist, dass sie sprechen und sich erinnern: So haben wir es erlebt. Das ist uns passiert. Sprechen hilft. Damit setzen sie instinktiv den zweiten Punkt des Safer-Modells um, nach dem das KID-Team immer wieder erfolgreich arbeitet: Sie drücken ihre Gefühle aus und erzählen, was passiert ist. Es ist eine Katastrophe, das kann gar nicht bestritten werden.

Bernd

Durch einen KID-oder Notfallseelsorge-Einsatz wird das Gespräch nicht überflüssig. Im Gegenteil: Das KID-Team wird versuchen, Freunde, Nachbarn und Verwandte einzubeziehen. Wenn das persönliche Umfeld aktiviert worden ist, dann verabschiedet sich das KID-Team auch wieder. Wenn es gelingt, dass traumatisierte Menschen sprechen und jemanden finden, der ihnen einfach zuhört, dann ist schon ein großes Stück Arbeit gelungen.

Winfried

Bis hierher passiert mit den Emmaus-Jüngern schon eine Menge, was im KID-Einsatz zum Tragen kommt. Und jetzt kommt ein Dritter hinzu. Der Bibelleser weiß, es handelt sich um Jesus, aber die beiden wissen es nicht. Für sie ist er ein Fremder. Sie haben ihn noch nie gesehen, wahrscheinlich werden sie sich auch nicht wieder begegnen, nur eine ganz kurze Zeit sind sie zusammen. Und doch passiert Entscheidendes.

Bernd

Die neue Person kommt mir vor wie eine KID-Einsatzkraft. Blitzschnell checkt sie die Situation ab, Sicherheit ist gegeben, die Krise muss man anerkennen, das geht gar nicht anders, aber offenbar verstehen die beiden noch gar nicht richtig, was los ist. Die dritte Phase des Safer-Modells beginnt. Der Fremde fragt, und er erläutert. Für die Jünger, aber auch für Menschen in einer solchen Situation ist es eine Hilfe, dass sie verstehen, was passiert ist.

Winfried

Ob der Fremde an der Seite der Emmaus-Jünger dann auch die vierte Phase des Safer-Modells abgearbeitet hat? Hier geht es darum, Strategien zu entwickeln, wie man mit der Situation umgehen kann. Hier geht es darum, die Stressreaktionen zu erläutern und zu wissen: Diese Reaktionen sind normal. Erst wenn sie zu lange anhalten, wird man weitere professionelle Hilfe brauchen.

Bernd

Die letzte Phase im Safer-Modell ist der Versuch, zur Rückkehr in die eigene Realität überzuleiten. Wir sollten sicher nicht zu viel in die Emmaus-Geschichte hineininterpretieren. Aber hat der Fremde das mit dem Brot nicht geschickt gemacht? Ich glaube, hier endet unser Versuch, aus der Emmaus-Geschichte einen KID-Einsatz herauszulesen. Aber ich finde es spannend, diese altbekannte Geschichte einmal aus der Sicht von Menschen zu sehen, die versuchen, anderen beizustehen, die in eine traumatisierende Situation geraten sind.

Winfried

Denn jeder kann in eine solche Situation kommen, gerade auch Einsatzkräfte.
Wir sind hier, weil wir als Mitarbeiter in der Krisenintervention und als Mitarbeiter im Rettungsdienst anderen Menschen professionell helfen wollen. Wir versuchen unser Bestes. Wir versuchen selber, heil aus Situationen herauszukommen, die belastend sind. Vielleicht ist es da gut, wenn wir in diesem Fremden aus der Emmaus-Geschichte ein KID-Mitglied sehen, das für jeden von uns da ist.

Bernd

Als Bibelleser wissen wir ja: Dieser Fremde ist Jesus, dieser Fremde ist jener, der immer gepredigt hat: Gott ist Euch ganz nahe.
Das könnte bedeuten: Seid vorsichtig, fahrt nicht zu schnell, sonst ist Euch Gott schnell näher, als Euch lieb ist, und Ihr macht Mtarbeitende im Rettungsdienst unglücklich, die Euch und andere, die Ihr mitgefährdet habt, wieder zusammensammeln müssen.

Winfried

Jesus hat immer wieder gepredigt: Gott ist Euch ganz nahe. Das kann man ermahnend hören oder drohend, aber eben auch ermutigend: Ihr kommt in Eurem Dienst immer wieder in belastende Situation, und auch da ist Gott ganz in Eurer Nähe. Vielleicht merkt Ihr das nicht, wie auch die Emmaus-Jünger das nicht sofort merkten. Es geht ihnen erst im Nachhinein auf, dass ihnen jemand beigestanden hat. Aber dieser eine war dabei.
Und es tut gut zu wissen, dass Gott selber immer in der Nähe ist, dann, wenn ein Einsatz zu einem guten Ende kommt, aber auch dann, wenn der Einsatz nicht den gewünschten Erfolg hatte.

Bernd

Gott steht auch dem bei, dem wir nicht mehr helfen können. An Gott können wir getrost den Einsatz übergeben. Aber Gott steht auch uns bei, wenn wir mitten im Einsatz stecken. Er ist einfach da, das tut uns gut, dafür wollen wir mit diesem Gottesdienst danken.

Winfried

Acht Jahre gibt es nun das KID-Team, es hat sich ausbilden lassen, damit Rettungskräfte einen Ansprechpartner haben, wenn sie durch einen belastenden Einsatz hindurch mussten. Inzwischen sind ganz viele Einsätze hinzugekommen, in denen es gut für die Rettungskräfte ist, dass sie vor Ort den Einsatz an das KID-Team weitergeben konnten, weil der nächste Einsatz ruft, aber noch Menschen da sind, die mit der Situation noch nicht fertig werden.

Bernd

So danken wir Gott für die gute Zusammenarbeit zum Wohl der Menschen.
Ein letzter Gedanke noch: Für die Emmaus-Jünger war der Mensch zunächst ein Fremder.
Für die Menschen, denen wir im Einsatz helfen, sind wir Fremde.
Im Nachhinein merkten die Jünger: Als dieser Fremde bei uns war, war uns Gott ganz nahe.
Vielleicht wird es Menschen geben, die nach einem Einsatz sagen: Als die Helfer uns geholfen haben, da war uns Gott ganz nahe.

Winfried

Denn das war es ja, was dieser eine Helfer immer wieder gesagt hat: Fangt neu an, der Himmel ist schon ganz nahe. Ihr seid nie allein, Ihr seid nie alleine gewesen, in acht Jahren KID-Einsätzen, Ihr seid in diesen acht Jahren im Rettungsdienst nicht alleine gewesen, und Ihr werdet auch in Zukunft nicht allein sein.

Bernd

Letztlich sind auch unsere Teddys dafür das richtige Symbol. „Ihr seid nicht allein“, sagen sie betroffenen und verängstigten Kindern. Da ist von Jesus und von Emmaus gar keine Rede. Muss auch nicht. Hauptsache, sie können mit den kuscheligen Bären begreifen: Wir sind nicht allein. Da sind Menschen, die für uns da sind.

Denn Gott ist uns immer ganz nahe. Für diese Kinder – für uns im Rettungsdienst – für uns in der Krisenintervention. Amen

Die Predigt wurde gehalten von Winfried Krämer und Bernd Kehren.

Siehe auch: http://www.drk-eu.de/

Ein Fremder

Gottesdienst in der deutschen Gemeinde
18. Oktober 1998, Thessaloniki
P.Pat.Germanou 13
11.00 Uhr
Predigt: Bernd Kehren,
LektorInnen: Silke G., Martin H.

Organist Vorspiel

Vikar – Begrüßung und Vorstellung

  • Vikarsgruppe des Regionalseminar Moers der Evangelischen Kirche im Rheinland auf Studienfahrt, 11 Vikarinnen und Vikare
  • Freude, den Gottesdienst gemeinsam mit den Mitgliedern der Gemeinde in Thessaloniki feiern zu können
  • Abendmahl

Vikar
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Gemeinde
Amen.
Vikar
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
Gemeinde
der Himmel und Erde gemacht hat.

Lektorin
(Psalm 96,1-3.9-13 = EG 738)
Singet dem HERRN ein neues Lied;
singet dem HERRN, alle Welt!
Singet dem HERRN und lobet seinen Namen,
verkündet von Tag zu Tag sein Heil!
Erzählet unter den Heiden von seiner Herrlichkeit,
unter allen Völkern von seinen Wundern!
Betet an den HERRN in heiligem Schmuck;
es fürchte ihn alle Welt!
Sagt unter den Heiden: Der HERR ist König.
Er hat den Erdkreis gegründet, dass er nicht wankt.
Er richtet die Völker recht.
Der Himmel freue sich, und die Erde sei fröhlich,
das Meer brause und was darinnen ist;
das Feld sei fröhlich und alles, was darauf ist;
es sollen jauchzen alle Bäume im Walde
vor dem HERRN; denn er kommt,
denn er kommt, zu richten das Erdreich.
Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit
und die Völker mit seiner Wahrheit.

Gemeinde
[EG 577,1-3.6] Kommt herbei

1. V Kommt herbei, singt dem Herrn,
ruft ihm zu, der uns befreit.
A Kommt herbei, singt dem Herrn,
ruft ihm zu, der uns befreit.
V Singend lasst uns vor ihn treten,
mehr als Worte sagt ein Lied.
A Singend lasst uns vor ihn treten,
mehr als Worte sagt ein Lied.

2. Er ist Gott, Gott für uns,
er allein ist letzter Halt.
Er ist Gott, Gott für uns,
er allein ist letzter Halt.
Überall ist er und nirgends,
Höhen, Tiefen, sie sind sein.
Überall ist er und nirgends,
Höhen, Tiefen, sie sind sein.

3. Ja, er heißt: Gott für uns;
wir die Menschen, die er liebt.
Ja, er heißt: Gott für uns;
wir die Menschen, die er liebt.
Darum können wir ihm folgen,
können wir sein Wort verstehn.
Darum können wir ihm folgen,
können wir sein Wort verstehn.

6. Menschen, kommt, singt dem Herrn,
ruft ihm zu, der uns befreit.
Menschen, kommt, singt dem Herrn,
ruft ihm zu, der uns befreit.
Singend lasst uns vor ihn treten,
mehr als Worte sagt ein Lied.
Singend lasst uns vor ihn treten,
mehr als Worte sagt ein Lied.
Text: Diethard Zils 1972/1974 nach Psalm 95
Melodie: Volkslied aus Israel, Sarah Levy-Tanai (zu Hoheslied 2,8)

Vikar – Eingeständnis
Freundlicher Gott!
Hier stehen wir vor dir.
Fröhlich wollen wir deine Lieder singen.
Deine Wahrheit wollen wir engagiert verkünden!
Und doch:
Es ist nicht immer leicht mit der Fröhlichkeit,
wenn man fremd ist in einem fremden Land.
Es ist nicht leicht mit der Verkündigung,
wenn fast alle einer anderen Konfession angehören.
Wir brauchen Halt.
Wir brauchen dich, Gott für uns!
Wir brauchen deine Liebe und Gerechtigkeit!
Herr, erbarme dich!

Gemeinde
[EG 178.9] Kyrie
Kyrie eleison,
Kyrie eleison,
Kyrie eleison.
Melodie und Satz: orthodoxe Liturgie aus der Ukraine

Vikar – Zuspruch
Singet dem Herrn ein neues Lied,
denn es liegt nicht an uns,
ob wir Halt haben, sondern allein an ihm.
Singet dem Herrn und lobt seinen Namen,
weil seine Liebe uns befreit:
Von uns selbst, von unserer Angst,
von unseren Vorurteilen.
Der Himmel freue sich und die Erde sei fröhlich,
weil er jeden Menschen liebt,
ob Frau, ob Mann, in jedem Land der Welt.
Darum wollen wir Gott loben mit allen Völkern.

Gemeinde
[EG 181.6] Laudate omnes gentes
lat. Laudate omnes gentes,
laudate Dominum.
Laudate omnes gentes,
laudate Dominum.
Text: nach Psalm 117,1
Melodie und Satz: Jacques Berthier, Taizé 1978

Vikar – Kollektengebet
Gott, du allein bist Herr.
Gib uns den Mut, deinem Ruf zu folgen
und die Freiheit zu wagen,
zu der du uns berufen hast.
Durch Jesus Christus, deinen Sohn,
der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert
von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Gemeinde
Amen.

Lektor – Evangelium Mt 25,34-40
Als Evangelium hören wir einen Auszug aus dem Gleichnis vom großen Weltgericht aus Mattäus 25.

34 Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!
35 Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen, und ihr habt mich aufgenommen.
36 Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen, und ihr seid zu mir gekommen.
37 Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben? oder durstig und haben dir zu trinken gegeben?
38 Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen? oder nackt und haben dich gekleidet?
39 Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen?
40 Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.

Vikar
Wir antworten auf das Evangelium und singen dazu das Halleluja aus dem folgenden Lied.
Die beiden Strophen werden wir nach dem Glaubensbekenntnis singen.

Gemeinde
[EG 182,1] Taize-Halleluja

Vikar
Laßt uns nun gemeinsam unseren Glauben bekennen mit den Worten des Apostolischen Glaubensbekenntnis.
Wir finden es im Gesangbuch unter der Nummer 804

Gemeinde  – Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Gott den Vater,
den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde,
und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
die Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.

Gemeinde
[EG 182, 5.9] Taize-Halleluja
1. Ihr seid das Volk, das der Herr sich ausersehn. Seid eines Sinnes und Geistes. Ihr seid getauft durch den Geist zu einem Leib. Halleluja, Halleluja.
2. Freut euch, ihr Christen, nehmt wahr, was Gott verheißt, daß wir im Dunkel nicht treiben: Wahrheit und Licht und die Kraft, durch seinen Geist in seiner Liebe zu bleiben.

Vikar – Predigt
Wie ist das mit Gott? Ist es nicht manchmal so schwer, ihn wahrzunehmen?

Wir beten und singen und wollen ihn loben und preisen – kommt das an? Und bekommen wir eine Antwort?

Da macht sich eine Gruppe auf zu einer Studienfahrt nach Griechenland. Eine ganze Reihe von ihnen hat Angst vor dem Flug – wo ist da Gott?

Sie wollen Menschen kennenlernen und erfahren, wie sie leben, wie sie arbeiten, wie sie glauben. Ist Gott bei ihnen auf ihrer Reise?

Da machten sich schon lange vor ihnen Menschen auf, um in Griechenland zu leben und zu arbeiten. Sie merken, was es bedeutet, Fremde zu sein und das nicht nur auf kurze Zeit wie im Urlaub, in einer Umgebung, in der sie mit ihrem Glauben in der Minderheit sind. Spüren sie, dass Gott bei ihnen ist?

Was ist mit diesen Reisenden und denen, die schon so lange hier sind? In welchem Verhältnis stehen sie zueinander, zu den anderen Menschen hier und zu Gott?

Ich möchte diesen Fragen anhand der Geschichte der Emmaus-Jünger nachgehen und lese nach Lukas 24:

Und siehe, zwei von ihnen gingen an demselben Tage in ein Dorf, das war von Jerusalem etwa zwei Wegstunden entfernt; dessen Name ist Emmaus. Und sie redeten miteinander von allen diesen Geschichten. Und es geschah, als sie so redeten und sich miteinander besprachen, da nahte sich Jesus selbst und ging mit ihnen. Aber ihre Augen waren gehalten, dass sie ihn nicht erkannten.

Er aber sprach zu ihnen: Was sind das für Dinge, die ihr miteinander verhandelt unterwegs?

Da blieben sie traurig stehen. Und der eine, mit Namen Kleopas, antwortete und sprach zu ihm: Bist du der einzige unter den Fremden in Jerusalem, der nicht weiß, was in diesen Tagen dort geschehen ist?

Und er sprach zu ihnen: Was denn?

Sie aber sprachen zu ihm: Das mit Jesus von Nazareth, der ein Prophet war, mächtig in Taten und Worten vor Gott und allem Volk; wie ihn unsere Hohenpriester und Oberen zur Todesstrafe überantwortet und gekreuzigt haben. Wir aber hofften, er sei es, der Israel erlösen werde. Und über das alles ist heute der dritte Tag, dass dies geschehen ist. Auch haben uns erschreckt einige Frauen aus unserer Mitte, die sind früh beim Grab gewesen, haben seinen Leib nicht gefunden, kommen und sagen, sie haben eine Erscheinung von Engeln gesehen, die sagen, er leben. Und einige von uns gingen hin zum Grab und fanden’s so, wie die Frauen sagten; aber ihn sahen sie nicht.

Und er sprach zu ihnen: O ihr Toren, zu trägen Herzens, all dem zu glauben, was die Propheten geredet haben! Musste nicht Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen? Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in der ganzen Schrift von ihm gesagt war.

Und sie kamen nahe an das Dorf, wo sie hingingen. Und er stellte sich, als wollte er weitergehen. Und sie nötigten ihn und sprachen: Bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt. Und er ging hinein, bei ihnen zu bleiben.

Und es geschah, als er mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, dankte, brach’s und gab’s ihnen. Da wurden ihre Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. Und er verschwand vor ihnen.

Und sie sprachen untereinander: Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?

Und sie standen auf zu derselben Stunde, kehrten zurück nach Jerusalem und fanden die Elf versammelt und die bei ihnen waren; die sprachen: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und Simon erschienen. Und sie erzählten ihnen, was auf dem Wege geschehen war und wie er von ihnen erkannt wurde, als er das Brot brach.

Ich habe mich schon immer gefragt, woran eigentlich die Emmaus-Jünger Jesus erkannten, und warum sie ihn vorher nicht erkennen konnten. Sie werden ausdrücklich so beschrieben, dass sie zum engsten Kreis der Jünger Jesu gehören. Sie haben ihn nicht nur vom Hörensagen gekannt, sondern aus eigener Anschauung: Sie haben ihn gehört, haben mit ihm gesprochen, sind mit ihm gegangen und kannten ihn verhältnismäßig gut. Und die erkennen Jesus nicht, als er direkt neben ihnen geht?

Und dann das „Erkennungszeichen“, an dem sie ihn nun doch erkennen: Es ist das Brotbrechen. Eine Allerweltshandlung, wie sie jeder machen könnte und wie sie zu dieser Zeit sicher jeder unzählige Male gesehen und selbst gemacht hatte. Daran haben sie Jesus erkannt?

Ich finde das unglaublich und möchte versuchen, diesem Geheimnis mit einem ungewöhnlichen Gedanken auf die Spur zu kommen.

Vielleicht ist es ja so, dass wir zu sehr von den einleitenden Kommentaren der Geschichte ausgehen: Wir wissen natürlich vom Erzähler, dass es sich um Jesus handele. Vielleicht ist es genau das, was uns auf eine falsche Fährte lockt.

„Bist du der einzige unter den Fremden Jerusalems, der davon nichts mitbekommen hat?“, fragen sie.

Und ich frage mich: Ist es vielleicht wirklich ein Fremder, in dem Jesus seinen Jüngern begegnet?

Und dann fallen mir sofort viele Geschichten und Texte aus der Bibel ein, in denen ein zunächst Fremder auftritt, der sich später als Gott selber darstellt. Einen weiteren markanten Text, der diesen Sachverhalt darstellt, haben wir in der Evangeliumslesung gehört.
Dort ging es im Gleichnis vom großen Weltgericht um die vielen Fremden, in denen Jesus den Gerechten begegnet ist.

„Wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben?“, fragen die Gerechten. Die Antwort: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Schwestern und Brüder, das habt ihr mir getan!“

Auch bei diesem Text neigen wir dazu, ihn zunächst in einem übertragenen Sinne zu verstehen. Aber was ist, wenn tatsächlich etwas daran ist, dass es konkret Jesus selber ist, der da begegnet, wo wir es gar nicht merken oder merken wollen?

Ist das nicht eine phantastische Vorstellung? In jedem einzelnen Menschen kann uns Jesus begegnen!

Und umgekehrt: Wir selber könnten es sein, in dem Jesus gerade einem anderen Menschen begegnet!

Wie würde sich die Welt wohl ändern, wenn wir einmal auch nur probeweise von einem solchen Gedanken ausgehen!

Gott begegnet uns dann unablässig – und wir merken es sowenig, wie es die Emmausjünger merken, denen erst nachträglich die Augen aufgehen: Brannte nicht unser Herz?!

Und umgekehrt: In uns begegnet Gott fortwährend anderen Menschen, und es ist uns nicht bewußt und den anderen auch nicht!
Könnten wir hier vielleicht ganz neu entdecken, was es im ersten Kapitel der Bibel heißt, dass Gott jeden Menschen zu seinem Ebenbild geschaffen hat?!

So könnten wir die Welt neu sehen lernen…

Eine solche Aufforderung kann aber sehr schnell zu einem neuen Zwang führen. „Den oder die soll ich so sehen als wenn es Jesus selber wäre? Das kann ich nicht und das will ich nicht!“, so könnte man mir entgegnen. Und ich würde antworten: „Vielleicht würde ein Versuch eure Beziehung auf ganz neue Beine stellen! Und zwar gerade dann, wenn die oder der Betreffende so ganz anders ist, als man sich Jesus immer vorgestellt hat.“

Aber zu einem neuen Zwang soll das nicht führen. Das gerade kann man wieder an der Emmaus-Geschichte lernen. Da sind nicht zwei, die ganz krampfhaft versuchen, in einem für sie Fremden Jesus zu sehen. Allenfalls lassen sie sich intensiv auf ihn ein, teilen ihre Sorgen mit diesem Menschen und kommen tief ins Gespräch. Erst im Nachhinein machen sie sich klar, was da passiert ist: „Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete?“

Man merkt es offenbar nie sofort. Aber hinterher wird uns deutlich: Es ist schon etwas mit uns passiert. Die Begegnung hat schon Folgen gehabt. Schön dass es passiert ist.

Ein neuer Zwang soll es also gerade nicht sein. Sondern ein Angebot, andere Menschen, vertraute und fremde, einmal aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.

Aus diesem Blickwinkel freue ich mich zum Beispiel, dass nun die Ausländerpolitik in Deutschland offener wird.

Dieser Blickwinkel kann vielleicht meine Gedanken ändern, wenn ich nach dieser Fahrt wieder in meiner Heimatstadt Essen am Bahnhof ankomme und dort die Drogenabhänigen sehe. Vielleicht ändert sich ja auch bei mir etwas, wenn mein Blickwinkel offener wird.

Was sich hier ändern könnte, mag ich nicht mutmaßen – dazu bin ich nicht lange genug hier und wahrscheinlich viel zu schnell wieder weg, um irgendwelche Ratschläge zu geben.

Jedenfalls kann dieser Blickwinkel vielleicht auch einen Auslandsaufenthalt ändern. „Kann“ nicht „Muss“. Aber vielleicht sitzen wir auf der Rückfahrt im Flugzeug zusammen und sagen: „Brannte uns nicht das Herz?“

Es muss nicht unbedingt das Flugzeug sein, [mir war damals spontan nicht klar, warum meine Mitvikare hier lachten – an ein brennendes Flugzeug hatte ich bei der Formulierung jedenfalls nicht gedacht] vielleicht auch eine Zusammenkunft später hier in dieser Gemeinde – oder sonstwo.
Ich bin gespannt, wo Jesus uns begegnen wird und wo wir im Nachhinein sagen: Da bin ich ihm begegnet.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Gemeinde
[EG 648] Wir haben Gottes Spuren festgestellt
1. Wir haben Gottes spuren festgestellt auf unsern Menschenstraßen, Liebe und Wärme in der kalten Welt, Hoffnung, die wir fast vergaßen.
Kehrreim
Zeichen und Wunder sahen wir geschehn in längst vergangnen Tagen, Gott wird auch unsere Wege gehn, uns durch das Leben tragen.
2. Blühende Bäume haben wir gesehn, wo niemand sie vermutet, Sklaven, die durch das Wasser gehn, das die Herren überflutet. Zeichen und Wunder…
3. Bettler und Lahme sahen wir beim Tanz, hörten, wie Stumme sprachen, durch tote Fensterhöhlen kam ein Glanz, Strahlen, die die Nacht durchbrachen. Zeichen und Wunder…

Vikar – Hinführung zum Abendmahl
Als Jesus in Emmaus das Brot brach,
wurden den Jüngern die Augen geöffnet.
Wenn wir nun gemeinsam Brot und Wein teilen,
dann können wir das in der festen Zuversicht tun,
dass Gott auch uns die Augen öffnen will.
Damit wir ihn erkennen,
damit wir uns untereinander erkennen,
und damit wir uns selber erkennen.

Vikar – Einsetzungsworte
Unser Herr Jesus Christus,
in der Nacht, da er verraten ward,
nahm er das Brot,
dankte, brach’s, gab’s seinen Jüngern und sprach:
Nehmet hin und esset:
das ist mein Leib,
der für euch gegeben wird;
solches tut zu meinem Gedächtnis.
Ebenso nahm er auch den Kelch
nach dem Abendmahl,
dankte, gab ihnen den und sprach:
Nehmet hin und trinket alle daraus.
Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut,
das für euch vergossen wird
zur Vergebung der Sünden;
solches tut, sooft ihr daraus trinket,
zu meinem Gedächtnis.

Wir beten gemeinsam:

Gemeinde – Vater unser
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Vikar
Der Friede des Herrn sei mit euch allen.
Gebt einander ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung.

Gemeinde
[EG 190.2] Christe du Lamm Gottes“
Christe, du Lamm Gottes, der du trägst die Sünd der Welt, erbarm dich unser.
Christe, du Lamm Gottes, der du trägst die Sünd der Welt, erbarm dich unser.
Christe, du Lamm Gottes, der du trägst die Sünd der Welt, gib uns deinen Frieden.
Amen.
Melodie: Martin Luther (1525) 1528

Vikar
Kommt, es ist alles bereit,
schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist.

Empfang des Abendmahls
Mit den Worten
„Brot des Lebens“ – „Kelch des Heils“

Vikar – Segens- und Sendewort nach Bonhoeffer:
Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Vikar  – Fürbitten
Freundlicher Gott,
wir waren Gäste an deinem Tisch.
Du hast uns an deiner Liebe Anteil gegeben
und uns auf den Weg des Friedens gerufen.
Geh nun mit uns, wenn wir aufbrechen
und uns dorthin wenden, wo Menschen uns brauchen.
Geh du mit uns, die wir hier in Griechenland leben und arbeiten und mit unserer Konfession in der Minderheit sind.
Geh du auch mit uns, die wir hier für einige Tage zu Besuch sind und uns zu vielen Begegnungen aufgemacht haben.
Segne die ökumenischen Begegnungen überall auf der Welt und hilf den Christen, dass sie überall für Frieden und Gerechtigkeit eintreten:
Wir hier, wo wir es können,
den Christen in den benachbarten Ländern und auch denen, in den fernen Ländern.
Amen.

Gehet hin im Segen des Herrn.

Vikar – Segen
Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir
und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich
und gebe dir Frieden.

Lied
[EG 171] Bewahre uns Gott, behüte uns Gott
1. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott,
sei mit uns auf unsern Wegen.
Sei Quelle und Brot in Wüstennot,
sei um uns mit deinem Segen,
sei Quelle und Brot in Wüstennot,
sei um uns mit deinem Segen.
2. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott,
sei mit uns in allem Leiden.
Voll Wärme und Licht im Angesicht,
sei nahe in schweren Zeiten,
voll Wärme und Licht im Angesicht,
sei nahe in schweren Zeiten.
3. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott,
sei mit uns vor allem Bösen.
Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft,
sei in uns, uns zu erlösen,
sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft,
sei in uns, uns zu erlösen.
4. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott,
sei mit uns durch deinen Segen.
Dein Heiliger Geist, der Leben verheißt,
sei um uns auf unsern Wegen,
dein Heiliger Geist, der Leben verheißt,
sei um uns auf unsern Wegen.
Text: Eugen Eckert (1985) 1987
Melodie: Anders Ruuth (um 1968) 1984 »La paz del señor«

Organist – Nachspiel