(All die philosphischen Versuche, Gott zu berechnen und zu beweisen, ausgerechnet Gott logisch zu konstuieren und ihm Eigenschaften wie Allwissenheit und Allmacht zuzuschreiben und vieles mehr, sind Gotteslästerung. Dem Judentum verdanken wir den genialen Gedanken, dass es sinnlos ist, sich ein Bild von Gott zu machen.)
„Erbsünde“ bedeutet dann, dass es Leben nur durch ständige Veränderung, Fehler und Irrtümer gibt, Perfektionismus wäre das Ende jeglichen Lebens.
Karfreitag drückt das damit verbundene Leiden aus.
Und Ostern, Weihnachten und Pfingsten stehen für den Optimismus, dass es trotzdem mit dem Leben weiter geht.
Weihnachten erinnert an die Geburt eines Kindes. Und wer kurz vor Weihnachten Mutter oder Vater geworden ist und dann das neugeborene Kind auf dem Arm hat, hört die vielen Sätze aus den biblischen Weihnachtstexten ganz neu. Die Hilfebedürftigkeit des „ben Adam“, des Menschen („Menschensohn“ als besonderen Würdetitel des halte ich für einen ekklatanten theologischen Fehler. Menschensohn verweist in Wirklichkeit aus das erste Kapitel der Bibel zurück: Jeder Mensch ist als Ebenbild Gottes geschaffen. Jedes neugeborne Kind steht für Hoffnung und Liebe und Zukunft.) wenn er auf die Welt kommt, löst Zuwendungn und Liebe aus. Und bei allen Zweifeln den Optimismus: Das Leben wird weitergehen.
Ostern zeigt darauf, dass das Leben auch nach großen Katastrophen weiter gehen wird.
Und Pfingsten weist auf die große Kraft hin, die uns Menschen aus all diesem Unverfügbaren erwachsen kann und erwachsen wird.
Ja, dieser eine damals in der Krippe war etwas ganz besonderes. Und sagt uns zu, dass wir alle etwas ganz besonderes sind. Selbst der Kranke, der Gefangene, der Sterbende, der Bettelnde sind etwas ganz besonderes und sollen so betrachtet werden, dass man Gott in ihnen wie in sich selbst erkennt.
Wir hätten es fast vergessen. Corona erinnert uns daran, wie unberechenbar und wie gefährdet unser Leben ist.
Und in der kommenden Adventszeit können wir drüber nachdenken, wie wir trotz all dieser Unsicherheit und Gefährdung den Mut nicht verlieren.
Das ist kein Widerspruch zum Gedanken an einen persönlichen Gott. Aber es interpretiert diesen Glauben auf eine Weise, von der ich überzeugt bin, dass auch ein Atheist ihn mitgehen könnte.
Wir sind alle „nur Menschen“, egal, was wir glauben. Und wir brauchen einen gemeinsamen Optimismus, um trotz allem weiter leben zu können.
Wenn unser jeweiliger Glaube uns und die anderen dabei bereichern kann, ist es gut.
Und das Schöne: Über unberechenbare Götter ist jeder Streit sinnlos. Also will ich gar nicht mehr streiten über Gott.
Aber eintreten für eine solidarische Welt, in der man an den manchmal unvermeidlichen Katastrophen mitleidet und versucht, gemeinsam das Schlimmste zu verhindern.
Und wenn ich das Buch vielleicht von meiner Familie zu Weihnachten geschenkt bekomme, kann ich schauen, wie sehr meine Gedanken zu Leschs und Schwartzens Gedanken passen… Ich bin da ganz optimistisch.