Novembergedanken
Ich lese gerade, dass die Zahlen der anonymen Beisetzungen nicht weiter steigen.
Finde ich gut.
Allein aus Kostengründen werden aber die Urnenbeisetzungen weiter zunehmen.
Selbst in der katholischen Eifel gibt es seit der Streichung des Sterbegeldes bei den Krankenkassen eine ungeahnte Zunahme der Feuerbestattungen.
Und immer wieder höre ich: „Meine Kinder sollen mit meinem Grab nicht so viel Mühe haben. Das soll für die nicht so teuer werden.“
Im Trauergespräch treffe ich dann auf Angehörige, die ihre Schwierigkeiten mit der testamentarischen Anordnung haben.
Sie müssen die Urne oder den Sarg nach der Trauerfeier stehen lassen und können die Weg nicht mitgehen.
Vielleicht würden sie sogar gerne das Grab pflegen – aber die Eltern oder Großeltern haben sie nie deswegen gefragt.
Es gibt Menschen, die brauchen kein Grab für ihre Trauer.
Aber woher soll man wissen, dass die eigenen Kinder dazu gehören, wenn man sie vorher nie gefragt hat?
Also: Bevor jemand schriftlich festlegt, er möchte anonym beerdigt werden: Bitte sprecht mit den Kindern drüber, wie die dazu stehen.
Sprecht mit Trauerbegleitern, die davon wissen, wieviel schwerer die Trauerarbeit ohne Grab ist.
Und fragt beim örtlichen Bestatter nach den Alternativen!
Und wenn der davon nichts weiß, dann hört euch um, und fragt einen anderen, der wirklich Ahnung von seinem Job hat!
Hier in Euskirchen gibt es „teilanonyme Beerdigungen“. Da kann man beim Sarg, bei der Urne bleiben, da weiß man dann ungefähr, wo das Grab ist. In jedem Fall kann man den letzten Weg mitgehen, kann man sehen, wie der Sarg abgesenkt wird. Das ist eine enorme Hilfe beim Trauern.
Inzwischen gibt es hier Baumbestattungen: Die Urne wird im Wurzelbereich einer Buche beigesetzt, ein Stein mit Namen und evt. einem Kreuz erinnert an den Verstorbenen, aber eine weitergehende Pflege ist nicht notwendig. Es gibt Rasengräber, über die hinweggemäht wird.
Es gibt so viele Möglichkeiten inzwischen, genau die Beerdigung zu bekommen, die man sich wünscht und die den Nachkommen in ihrer Trauer gut tut – und fast nie muss sie „anonym“ sein.
Wirklich anonym macht doch nur dann Sinn, wenn man seinen Nachkommen eines auswischen und ihnen für immer entkommen will. Das soll es ja auch geben. Aber dann war das Leben miteinander schon schwer genug.
Schöne Grüße
Bernd Kehren