Es gibt keine unbestreitbaren Beweise für Gott – und es kann sie nicht geben.
Es kann sie auf (natur-) wissenschaftlicher Basis nicht geben. Denn in der Wissenschaft gibt es nur Theorien und die gelten nur, bis sie verändert werden müssen und bis sie ggf. doch widerlegt werden. Wissenschaft ist grundsätzlich kritische Wissenschaft, die sich ständig selbst hinterfragt. Manche der Theorien haben eine so hohe Wahrscheinlichkeit, dass sie kaum noch modifiziert werden müssen und als quasi-bewiesen gelten können. Sie sind „Stand der Wissenschaft“. Aber auch da gibt es immer wieder Überraschungen. Wirklich „unwiderlegt bewiesen“ ist da nichts – sondern immer nur so lange, wie man keine Widerlegung gefunden hat.
Es kann solche Beweise auch deswegen nicht geben, weil Gott dann ein diesseitiger Forschungsgegenstand wäre wie Kaulquappen oder andere Organismen oder phsikalische Prinzipien. Wenn auf diese Weise „Gott“ bewiesen würde, wäre klar: Das was da bewiesen wurde, verdient die Bezeichung Gott nicht.
Ein dritter Grund dagegen: Es müsste irgend einen „archimedischen Punkt“ außerhalb von Gott geben, an dem man den Beweis ansetzen kann.
Gäbe es ein Beweisverfahren, müsste es einen „Raum“ außerhalb von Gott geben, und wir Menschen müssten so weit außerhalb von Gott stehen, dass wir von dort aus den Beweis führen können. Wir stünden damit sozusagen eine Ebene über Gott. Und wir müssten in der Lage sein, das Beweisverfahren zu bewerten. Das heißt, wir stünden eine weitere Ebene oberhalb des Beweisverfahrens. Denn behaupten, dieses Verfahren könne Gott beweisen, könnte jeder. Dies kritisch nachzuweisen erfordert eine weitere Ebene. Wir stünden somit mindestens zwei Ebenen „über Gott“ und hätte gezeigt, dass dieser „Gott“ in Wirklichkeit ein kleiner „Götze unterhalb von uns ist“.
Und es kann solche Beweisverfahren aus theologischen Gründen nicht geben: Weil es Glaube ohne Zweifel nicht gibt.
Gott ist nun mal Gott.
Das bedeutet nun nicht, dass es keinen Gott gibt.
Ich finde das Funktionieren der Natur wunderbar. Auf der anderen Seite sehe ich die Grausamkeiten der Natur, die auch von den Psalmen gelobt werden: Das Rauchen der Vulkane, die gewaltigen Stürme und Wasserfluten, die so viel vernichten können. Das eine zeigt ein Bild der Erhabenheit Gottes, und das andere stellt es angesichts des damit verbundenen Leids völlig infrage.
Glaube ist für mich eine Art, trotz all diesen Leids die Hoffnung nicht zu verlieren.
Und der Satz aus Hebr. 11,1 fasst es gut zusammen:
„Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“
Das Kapitel zählt dann vieles auf, auf das sich dieser Glaube gründet. Aber es bleibt Glaube dessen, was man eben nicht „sieht“, was man nicht beweisen kann.
„Feste Zuversicht“ ist subjektiv stark, keine Frage. Aber diese Zuversicht ist etwas, was Gott von außen schickt. Und deswegen taugt sie zum Glauben, aber nicht zu einem Beweisverfahren.
Du wirst auf diese Frage viele Antworten bekommen, die dennoch so etwas wie „Beweise“ präsentieren. Keine davon wird Dir aber einen wirklichen Beweis liefern können. Im Gegenteil: Diese Beweise sind meist reine „Schönwetter-Beweise“. Sobald die erste Lebenskrise kommt, fallen sie zusammen wie Kartenhäuser, weil die erfahrenen Widersprüche zu groß sind.
Umgekehrt ist es gerade eine Stärke der Klagepsalmen, in ihrem Leid Gott sehr grundsätzlich infrage zu stellen. Weil diese Klage aber vor Gott getragen wird, steckt darin schon der Glaube, dass irgendwer diese Klage doch hört. Und darum enden diese Klagen meist in großer Zuversicht.
Wenn man vom christlichen Standpunkt aus fragt, dann ist der Kreuzestod die stärkste Infragestellung aller Gottesbeweise. Am Kreuz war es nach menschlichem Ermessen mit allem aus. Die Auferstehung zeigt dann, es geht doch irgendwie weiter. Aber wissenschaftlich ist es den Beweisen entzogen. Zeugen erkennen Jesus nicht oder sie erkennen ihn an Gesten, die jeder andere auch so machen könnte. Er kann durch verschlossene Türen und Wände gehen – das ist genau der Gegenteil eines Beweises. Niemand kann durch Wände gehen. Es wäre die Widerlegung jeglichen Beweises.
So bleibt Gott ein unbeweisbares Wunder.
Wer intellektuell ehrlich glauben will, muss daher m.E. Agnostiker sein. Der sagt: „Ich weiß es nicht.“ Aber als gläubiger Agnostiker wird er sagen: „Aber der Glaube hat mich bisher nicht losgelassen. Darüber bin ich unendlich froh.“