Der sinkende Petrus – Friedwald Bad Münstereifel 1.11.2016

Ansprache im Friedwald Bad Münstereifel zur Gedenkfeier am 30.10. und 1.11.2016
(zu Matthäus 14,22-33)

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Welcher Friedhof?

Gedanken zur Wahl der Grabes oder des Friedhofs

Wenn ich gefragt werde, ob ich eine Beerdigung übernehmen kann, ist die Entscheidung für eine Bestattungsart, für ein bestimmtes Grab oder einen bestimmten Friedhof meist gefallen. Aber vielleicht schauen Sie vorher hier vorbei. Dann finden Sie hier einige persönliche Gedanken, welcher Friedhof oder welche Bestattungsart zu Ihnen passen könnte. Dabei spare ich in einigen Fällen auch meine Zweifel nicht aus.

Im Laufe der Jahre habe ich an vielen unterschiedlichen Gräbern gestand und weiß immer noch nicht, welches für mich das geeignetste Grab ist. Bei vielen Gesprächen habe ich aber gelernt, wie wichtig dabei die Angehörigen sind.

Manche brauchen ein Grab als Ort ihrer Trauer. Manche Menschen sind todunglücklich, wenn sie keine Gelegenheit habe, das Grab eines lieben Verstorbenen zu pflegen und zu gestalten.
Andere wiederum brauchen gar kein Grab, sondern finden in ihrem Herzen oder an ganz anderen Stellen den Ort, den sie zum Trauern brauchen. Dazwischen gibt es viele Abstufungen. Es lohnt sich auch, die teilweise ganz unterschiedlichen Kosten für das Grab, den Grabschmuck und die Grabpflege im Detail zu vergleichen und dabei auch daran zu denken, wie lange diese Gräber jeweils bestehen werden.

Anonyme Gräber?

Ich glaube, dass dies nur in ganz wenigen besonderen Fällen eine wirklich gute Lösung ist. Ich merke das immer wieder, wie schwer es Angehörigen fällt, den “letzten Weg” nicht begleiten zu können. Nach der Trauerfeier müssen sie die Halle verlassen oder wird der Sarg weggefahren. Völlig fremde Menschen werden ihn oder später die Urne beisetzen – und man kann nicht dabei sein. Viele Friedhöfe haben die große Not von Freunden und Angehörigen erkannt und erlauben es, zumindest im kleinen Kreis bei der Beisetzung dabei zu sein und ein Vaterunser sprechen zu können.

Gepflegt soll es sein! Oder jedenfalls nicht ungepflegt aussehen!

Bestattungswälder

Sie heißen z.B. “Friedwald”, “Ruheforst” oder “FinalForrest”, um nur zwei bekanntere Namen von Bestattungswäldern zu nennen. Kirchlich waren sie kritisch beäugt wegen ihrer anfangs etwas esoterisch angehauchten Auffassung, dass der Leichnam über die Asche in den ewigen Kreislauf der Natur eingeht. Für mich ergeben sich zwei Hauptvorteile dieser Bestattungsform: Es entfällt jegliche Grabpflege und es wird in der Regel keine Brief am Ende der Liegezeit kommen und fragen, was nun mit dem Grab und dem Grabstein geschehen soll. Diese Bestattungswälder sind meist vor noch gar nicht so langer Zeit eingerichtet und für 99 Jahre im Grundbuch eingetragen. Wer jetzt beerdigt wird, kann oft noch bis zu 90 Jahre dort liegen bleiben. Inzwischen werden dort aber auch preisgünstigere Gräber mit kürzeren Liegezeiten angeboten.

Hinzu kommt eine in der Regel sehr angenehme Atmosphäre. Nachteile sehe ich vor allem für ältere Menschen, denen es mit zunehmender Gebrechlichkeit schwer fallen wird, das Grab mit Rollator oder Rollstuhl zu erreichen. Die Trauerfeier selbst ist natürlich auf gutes Wetter angewiesen, weil es in der Regel keine Trauerhalle gibt. An den Bäumen kann eine kleine Namensplakette angebracht werden. Weitere Formen des Gedenkens sind in der Regel nicht möglich. Diese Bestattungswälder liegen in der Regel etwas weiter von den Angehörigen entfernt, soweit sie nicht direkt im Ort wohnen.

Gärten der Bestattung

Eine Ausnahme, die ich kenne, sind die “Gärten der Bestattung” in Bergisch-Gladbach (der erste Privatfriedhof in Deutschland, ein Projekt von Fritz Roth). Dort sind keine anonymen Bestattungen möglich. Die Angehörigen haben aber große Freiheiten, wie sie die Urnengräber unter den Bäumen gestalten. Solange keine Waldbrandgefahr besteht, sind auch Lampen möglich, regelrechte kleine Grabsteine ebenso wie Findlinge mit dem Namen. Ich erinnere mich z.B. an eine E-Gitarre mit Grabinschrift… Hier bestehen sehr individuelle Möglichkeiten, seiner Trauer Ausdruck zu verleihen. Wer allerdings nicht direkt in Bergisch-Gladbach wohnt, wird lange Wege zu diesem Friedhof inkauf nehmen müssen.

Baumbestattungen

Als Reaktion auf die Bestattungswälder gibt es inzwischen auf vielen Friedhöfen das Angebot einer Baumbestattung. In kleinen Kreisen können bis zu 10 oder 12 Urnen auf der Rasenfläche rund um die teilweise neu gepflanzten Bäume beigesetzt werden. Eine Namensplakette im Boden erinnert an den Verstorbenen. Grabschmuck soll nicht abgelegt werden, damit der Rasen ständig problemlos gemäht werden kann. Auf manchen Friedhöfen sind die Bäume mit Gussstahl-Gittern geschützt, in die man ein kleines Grablicht oder eine kleine Blumenvase einhängen kann. Hier (wie auch in den “Gärten der Bestattung” sind die Liegezeiten ähnlich wie auf einem “normalen” Friedhof. Nach regional unterschiedlichen Zeiten zwischen 15 bis 35 Jahren werden die Gräber eingeebnet bzw. aufgelöst und können neu vergeben werden. Im Vergleich zu den Bestattungswäldern sind diese Gräber relativ ortsnah und können auch mit Rollstühlen und Gehhilfen gut erreicht werden.

Grüne Wiese, grüne Reihe: Rasengräber

Es geht pflegeleicht auch ohne Baum. Die meisten Friedhöfe haben unterschiedliche Angebote von Reihengräbern, bei denen entweder Namensplaketten in den Rasen eingelassen werden oder die Grabsteine so gestaltet werden, dass davor eine Rasenfläche einfach gemäht werden kann. Manchmal ist es dann sogar möglich, auf den Sockel neben dem Grabstein eine Blumenvase aufzustellen. Auf manchen Friedhöfen gibt es zentrale Gedenksteine, vor denen Blumen abgelegt werden können, manchmal ist es möglich, den Namen und das Geburts- und das Sterbedatum eingravieren zu lassen.

Bestattungsgärten

In manchen Großstädten haben sich so viele Menschen für eine Bestattung in einem Bestattungswald entschieden, dass die Einnahmeseite von Friedhöfen, Steinmetzen und Friedhofsgärtnern in eine grobe Schieflage geraten ist. Aus der Not heraus haben sie in Einzel- oder Gemeinschaftsinitiative begonnen, vor Ort auf ihren Friedhöfen pflegeleichte Gärten anzulegen, in denen Feuer- und zum Teil auch Erdbestattungen möglich sind. Dabei sind echte kleine Schmuckstücke entstanden, zum Teil Hochbeete in gemauerten labyrinthähnlichen Anlagen, Lavendel-, Stein- und Rosengärten mit geschmackvollen Stelen-Ensemblen als Grabsteinen. Die Grabpflege ist im Verhältnis gar nicht so teuer und im Vergleich zu mancher klassischen Grabgestaltung fühlen auch jüngere Menschen sich dort im Trauerfall in einer Weise geborgen, mit der sie selber gar gerettet hätten.

Leider gibt es diese Möglichkeiten noch nicht überall. Es lohnt sich aber, sich rechtzeitig zu informieren. Schöne Beispiele finden Sie z.B. auf dem Melatenfriedhof Köln. Und vielleicht können Sie ja auch Ihre örtliche Kommune, einen örtlichen Friedhofsgärtner oder eine Genossenschaft auf Friedhofsgärtnern und Steinmetzen anregen, die diese Idee auch bei Ihnen umsetzt.
Der eigenen Kreativität sind durch das Gartenkonzept Grenzen gesetzt. Der zuständige Gärtner wird Sie zum  Entfernen Ihrer Pflanzen oder Gestaltung auffordern, wenn es nicht in das pflegeleichte und gestalterische Konzept passt.

Kolumbarium

Kolumbarien sind Urnenwände, die teilweise auf Friedhöfen, zunehmend auch in entwidmeten Kirchen angelegt werden. Sie sind meist sehr stilvoll, im Freien leider nicht immer genügend witterungsbeständig und werden zunehmend nachgefragt. Sie sind auch für Menschen mit körperlichen Einschränkungen gut zu erreichen, meistens können Blumen abgelegt werden. Ich persönlich empfinde sie aber als “vorletzte Ruhe”, weil die Urne nach Ablauf der Liegezeit dort entfernt wird und (erst) anschließend einen endgültigen Platz findet.

Verstreuung

Verstreuungen sind je nach Landesgesetzgebung nur möglich, wenn der Verstorbene sich zu Lebzeiten damit (hand-) schriftlich einverstanden erklärt hat. Manche Krematorien bieten eine Verstreuung auf ihren benachbarten Friedhöfen sehr kostengünstig an.

Bei der Bestattung wird oft eine “Verstreuungsurne” verwendet, die man unten öffnen kann. Auf der Erde sieht man dann einen entsprechenden Asche-Hügel oder je nach Verstreuung ein entsprechendes Muster. Mancherorts wird daher ein Stück Grasnarbe abgehoben, die Asche an dieser Stelle verstreut und anschließend wieder mit dem Stück rasen bedeckt.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Asche mithilfe der Streuurne relativ großflächig zu verstreuen. Mancherorts wird auch die Aschekapsel mit großem Schwung entleert. Es kann gut geschehen, dass man anschließend den Staub auf Schuhen und Kleidung hat.

Bei dieser Bestattungsart sollte vorher besonders gut überlegt und abgesprochen sein, wie sie gestaltet wird. Wichtig ist, dass diese Bestattung gut begleitet wird. Die Anwesenden sollten wissen, was sie erwartet.

Gute Bekannte waren einmal völlig entsetzt, als der Bestatter ohne Vorankündigung plötzlich hinter einem Busch verschwand und plötzlich mehrfach eine Aschewolke zu sehen war.

Im Gegensatz dazu habe ich eine sehr würdevolle Verstreuung erlebt, bei der der Redner im Rahmen der Zeremonie die Asche in einer feinen Schicht großflächig auf dem Rasen verteilte. Diese Schicht wird nach dem nächsten Regen nicht mehr zu sehen sein. Für andere ist es gerade wichtig, dass die Asche an einer bestimmten Stelle noch länger zu sehen ist.
Wenn man vorher darüber nachgedacht hat, kann man auch diese Bestattungsart sehr würdevoll gestalten.

Noch einmal: Anonyme Beisetzung

Beim Besuch des hiesigen Krematoriums wurde von einem Konkurrenten erzählt, der auch sehr günstige anonyme Beisetzungen anbietet. Der Betreiber kommt aus dem Tiefbaugewerbe und soll entsprechende Rohre senkrecht in der Erde versenkt haben. Auf diese Weise muss er zur Beisetzung nur oben die Grasnabe abheben, den Deckel öffnen und kann kurz und schmerzlos ein Dutzend (?) Urnen übereinander gestapelt “beisetzen”.

In der Historie wurden einmal die Christen gelobt, weil man deren Haltung auch daran ablesen konnte, mit welcher Ehrfurcht sie den Verstorbenen begegneten. Wenn es bei der Beisetzung nur noch auf eine möglichst preisgünstige Entsorgung ankommt, dann ist es an der Zeit, diese gesellschaftliche Fehlentwicklung laut zu beklagen.

Andererseits ist vor einer zu offensichtlichen Verklärung zu warnen. Wenn man eine malerische gut geschmückte Trauerfeier am Sarg erlebt und hinterher eine ebenso schön gestaltete persönliche und zugewandte Verabschiedung, dann kann man durchaus einen heftigen Widerspruch erleben (“Gegenwart” – Dokumentation auf Arte), wie fabrikmäßig mancherorts die Einäscherung organisiert wird und die Urnen völlig ungeschmückt im Schwerlastregal auf den Weiterversand warten.
Eine schematische Darstellung der Einäscherung kann man auf Youtube anschauen.

Diamantbestattung

Manchmal hört man auch von einer Diamantbestattung. In einem kostspieligen Prozess wird der in der Asche enthaltene Kohlenstoff gereinigt, konzentriert und unter hohen Druck zu einem kleinen Diament gepresst. Dazu sollte man Folgendes wissen: In einem “normalen” Krematorium läuft der Verbrennungsprozess so ab, dass der im Körper enthaltene Kohlenstoff vollständig zu Kohlenstoffdioxid verbrannt wird. Es ist also gar kein Kohlenstoff mehr da, der gepresst werden könnte. In der Urne sind daher vor allem Kalzium-Reste aus den Knochen. Es soll Anbieter geben, die daher kleine Diamanten in diese Asche legen, deren “Kraft” in diese Diamanten übergeht. Fragen Sie mich bitte nicht, was ich davon halte. In anderen Fällen wird der Verbrennungsprozess im Krematorium so gestaltet, dass dabei in der Tat noch Kohlenstoff für eine Diamantenpressung vorhanden ist. Wer sich dafür interessiert, sollte sicherlich sehr sorgfältig nachfragen, ob tatsächlich genau das passiert, was man sich darunter vorstellt.

Weltraumbestattung

Zur “Weltraumbestattung” sollte man anmerken, dass nur eine lippenstiftgroße Patrone ins All geschossen wird. Der Rest bleibt dann irgendwo hier auf der Erde. Wird die “Rakete” mit einem Feuerwerkskörper in die Luft geschossen, dass ist das sicherlich außerhalb der Grenzen des deutschen Rechts geschehen – und wie alle derartigen Raketen handelt es sich um verhältnismäßig niedrige Höhen, die derartige Geschosse erreichen. Wenn sie nicht als  Irrläufer quer über den Boden rasen, wie man auf diversen Filmen im Internet nachverfolgen kann.

Seebestattung

Wesentlich seriöser erscheint mir die Seebestattung. Mit einem kleinen Kutter fahren die Angehörigen zu einer der Stellen im Meer, die dafür z.B. in der Nordsee vorgesehen sind. Die Schiffsbesatzung lässt die wasserlösliche Urne mit einem Blütenkranz zu Wasser. Sie löst sich in kurzer Zeit auf, die Asche geht in diesem Bereich auf den Boden nieder. Über den genauen Ort erhalten die Angehörigen eine Seekarte.

Reihen- und Wahlgräber

Daneben gibt es nach wie vor die klassischen Reihen- oder Wahlgräber. Hier hat man alle Möglichkeiten der eigenen und beauftragten Grabgestaltung. Die Friedhöfe sind meist in der Nähe des letzten Wohnorts, was gerade für Ehepartner sehr hilfreich sein kann. In diesen Fällen hat man ggf. alle gestalterischen Möglichkeiten. Auch wenn meine Kommentierung hier besonders knapp ausfällt, ist und bleibt das eine angemessene und für viele Menschen hilfreiche Möglichkeit, bei der ich Trauernde gerne begleite.

Wenn bis hierher etwas fehlt, das Ihnen wichtig erscheint oder aus Ihrer Sicht richtig gestellt werden müsste, bin ich übrigens für einen Hinweis dankbar.

Große Beerdigung – kleine Beerdigung

n manchen Fällen ist von vorneherein klar, dass es eine große Beerdigung werden wird: Wenn ein Mensch, den viele gut kannten, plötzlich und viel zu früh stirbt, wird sein Tod mit großer Anteilnahme bedacht. Manchmal ist die für Eltern ein großer Trost zu spüren, dass sie in ihrer Trauer nicht allein sind, dass diese Trauer von vielen Menschen geteilt wird.
Das gilt oft auch für die weniger spektakulären Trauerfälle. In vielen Fällen gibt es nur noch wenige Angehörige, manchmal gar keine. Dann ist es gut, wenn vor Ort Menschen da sind, die auch in diesen Fällen dafür sorgen, dass niemand einsam beerdigt wird. Immer wieder aber haben Menschen verfügt, dass ihre Beisetzung nur im ganz kleinen Kreis stattfinden soll, obwohl viele Menschen um sie trauern und den Angehörigen gerne ihr Mitgefühl ausdrücken würden. Ich kann nicht müde werden zu betonen, wie wichtig daher das Gespräch darüber ist.

Wozu soll man sich entscheiden?

Das muss und darf im Rahmen seiner Möglichkeiten jeder für sich entscheiden. Manchmal merkt man es Sterbenden förmlich an, wie gut es ihnen tut, wenn sie wissen, dass alles in Ihrem Sinne geregelt wird.
Tragisch wird es allerdings dann, wenn die Verstorbenen zu Lebzeiten nicht mit Ihren Nachkommen darüber gesprochen und dann Dinge und Abläufe bestimmt haben, die den Angehörigen nicht gut tun. Ich habe schon so viele Trauerfeiern erlebt, die im kleinen Kreis stattfanden, obwohl es den Angehörigen gut getan hätte, Unterstützung bei Freunden und Nachbarn zu finden. Sie mussten darauf verzichten, weil der Verstorbene es anders festgelegt hatte.

Wie oft habe ich mit einem Unbehagen im Bauch zusammen mit Angehörigen die Trauerhalle mit dem Sarg oder der Urne verlassen, weil der Verstorbene dies so verfügt hatte, ohne mit den Angehörigen zu sprechen, was dies für sie bedeutet!

Der Tod gehört zum Leben. Wir können uns ihm nicht entziehen, auch wenn wir den Gedanken daran verdrängen. Aber wir können ihn in gewisser Hinsicht so gestalten und vorbereiten, dass wir gut sterben und dass unsere Nachkommen damit gut leben können. Dazu braucht es das offene Gespräch, zu dem ich an dieser Stelle ausdrücklich Mut machen möchte.

Bestattungs- und Grabpflege-Vorsorgeverträge

Es ist nicht verkehrt, sich rechtzeitig darum zu kümmern, wie die Beerdigung und die Grabpflege finanziert wird. Welche Möglichkeiten bieten die unterschiedlichen Bestatter? Wie viel Zeit nehmen sie sich für die Angehörigen? Wie viel Zeit können sie den Angehörigen geben, damit sich diese bis zur Beisetzung am offenen Sarg verabschieden können? Haben sie eigene Räume dafür oder können sie örtlich vorhandene kirchliche oder kommunale Räume dazu nutzen? Können sie durch Krankheit oder Unfall verunstaltete Leichname so herrichten, dass man mit ihrer Hilfe trotzdem Abschied nehmen und den Tod im wahrsten Sinne des Wortes “begreifen” kann? Könnten solche Möglichkeiten für Sie wichtig sein? Was kostet dann eine Beerdigung?

In unserer Zeit wird auch die finanzielle Vorsorge wichtiger. Wenn Menschen pflegebedürftig werden, muss oft das Sozialamt einspringen. Die “Schonbeträge” für das eigene Vermögen sind relativ gering. Angemessene Beträge für die Beerdigung und die Grabpflege dürfen zusätzlich zurück gelegt werden, solange bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Man könnte die Beerdigung beim Bestatter schon bezahlen. Wichtige Fragen: Wer erhält die Zinsen aus diesem Geld? Wie hoch ist die Verzinsung? Wer bezahlt dafür die Steuern? Ist das Geld verloren, wenn der Bestatter einmal Insolvenz anmelden oder das Institut aufgeben muss? Was passiert mit diesem Vorsorgevertrag, falls man einmal umziehen muss? Kann man dann dieser Vertrag mühelos zu einem Bestatter vor Ort “umziehen”? Wer kontrolliert die Einhaltung des Vertrags gerade in den Fällen, in denen Alleinstehende vorsorgen möchten?

Ein seriöser Bestatter wird für diese Fragen Verständnis haben. Die Bestatterverbände bieten Treuhandverträge an, bei denen die angelegten Gelder gegen Insolvenz geschützt sind und die Umsetzung der Verträge kontrolliert werden. Auch der “Umzug” der Verträge ist möglich.

Den Trauernden und sich selber Spielraum lassen

In manchen Fällen hat man sich sehr detailliert Gedanken gemacht und entsprechende Vorbereitungen getroffen. Dass man noch viele Jahre leben würde, hat man gar nicht erwartet. Und dass sich in der Zwischenzeit die eigenen Vorstellungen ändern können oder das Recht oder die Lebensumstände: Damit hat man nicht gerechnet. Aber der Stein ist schon fertig (bis auf das Sterbedatum)… Vielleicht sollte man das eine oder andere doch noch offen lassen oder zumindest seine diesbezügliche Verfügung regelmäßig aktualisieren.

Bernd Kehren
01.06.2015

Bestatterschelte?

Im Dezemberheft 2006 des Deutschen Pfarrerblattes erschien ein Artikel, der sich kritisch mit der zunehmenden Praxis eigener Trauerkapellen bei Bestattern befasst und fordert, christliche Feiern in solchen Räumen per Kirchenordnung zu untersagen.
Etwas peinlich: Ausgerechnet Aussegnungsfeiern am Sterbebett werden mit keinem Wort erwähnt.

Vereinnahmung und Vermarktung Kirchlicher Amtshandlungen?
Ein Beitrag zu (hinter-)fragwürdigen Entwicklungen in der Bestattungspraxis
Von: Ulrich Rottschäfer

Mich hat dieser Beitrag sehr geärgert. Niemand kopiert mehr seine Predigten auf dem Spiritusumdrucker, sondern nutzt einen modernen Laser- oder Tintenstrahldrucker. Die Trauerkapellen sind aber oftmals noch auf dem Stand von Spiritusumdruckern. Statt die Initiative der Bestatter aufzugreifen hört man auf seiten der Pfarrer immer noch zu oft eine m.E. unzulässige Bestatterschelte. So erschien im Januarheft der Pfarrerblattes unter der Überschrift “Bestatterschelte oder Selbstkritik” mein wütender Einwurf zu diesem Beitrag.

(Die Links oben sind im Prinzip richtig, aber sie funktionieren nicht immer. Dann hilft nur:

www.pfarrverband.de/
dort links auf Pfarrerblatt -> Archiv
Jahr: 2006
Monat: 12
Autor: Rottschäfer

und
Jahr: 2007
Monat: Januar
Autor: Kehren)